Wo Bayern kanadisch wird

Wir schlafen lang, fast zehn Stunden. Das brauchen wir!

Flott ist alles aufgebaut und um 10 Uhr geht es in Gumpenried los. Der Schwarze Regen trägt uns durch traumhaft wildwüchsige Landschaften. Spannende Schwallstrecken und spritzige Stromschnellen geben diesem Flussabschnitt einen kleinen sportlichen Pfiff. Vorsichtshalber haben wir Schwimmwesten und Helme angelegt. Für die rund 8 Kilometer brauchen wir heute nur gut zwei Stunden, halb so lang wie vorgestern von Blaibach bis Cham. Eichelhäher, Bachstelzen und eine Wasseramsel kommen vorbei, es fehlt nur noch ein Elch oder ein Bär am Ufer.

Wandern am Schwarzen Regen

Am Morgen sind wir ungelenk und steif. So ziemlich jeder Muskel ist hart, jedes Gelenk starr. Mühsam kriechen wir aus dem Bett. Wie die Zombies wanken wir ins Waschhaus – zumindest gibt’s beim Kanuklub warme Duschen. Danach machen wir ausgiebig unsere Morgengymnastik und beschließen, dass es uns jetzt schon viel besser geht.
Nächstes Ziel ist Böbrach. Mein Schatz hat eine wunderschöne vierstündige Wanderung herausgesucht, für die wir dann sechseinhalb brauchen. Echte Genießer eben. Ob wir uns zu lange in die Ausblicke ins Oberpfälzer Land verliebt haben? Die kleinen Pausen, um Blümchen am Wegesrand zu bewundern und zu bestimmen, sie können es doch nicht gewesen sein.

Bildstock bei Böbrach
Ein Männlein steht im Walde…

Jedenfalls: Böbrach- Aspach und retour, mal im Wald, mal am Schwarzen Regen, über Wiesen und Felder, und abends sind wir wieder platt. Anschließend informieren wir uns noch über Ein- und Ausstiege für die morgige Kanutour. Diesmal soll es etwas kurzweiliger und mit mehr Strömung auf dem Schwarzen Regen von Gumpenried nach Schnitzmühle gehen.

Paddeln auf dem Regen

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Cham. Beim Kanuclub stellen wir unsere Räder ab und prägen uns den Ausstieg gut ein. „Zwischen den zwei Weiden müssen wir ausbooten“, sage ich.

Wir fahren den Regen stromaufwärts bis nach Blaibach, wo wir unseren Bus abstellen und das Kanu aufbauen. Hier lernen wir ein nettes Paar aus Karlsruhe kennen, die das gleiche Hobby haben. Gemeinsam paddeln wir los, auf dem Fluss treffen wir uns noch mehrfach.

Die Fahrt von Blaibach bis Chamerau ist ein purer Genuss. Grünes Nixenhaar prallvoller weißer Blüten streichelt von unter dem Rumpf unseres Kanus.

Blühende Wasserpest

Wie Schildkrötenbuckel ragen große Felsen aus dem Fluss, rechts und links wechseln sich Wiesen und Wälder ab: Wir entschleunigen. Einige Schwellen, verblockte Passagen und Schwallstrecken machen die Tour interessant.

Kurz vor Chamerau kommt noch ein Highlight: Die Bootsrutsche.

Im Biergarten daneben stärken wir uns und treffen unsere Bekanntschaft wieder. Der Fluss bestimmt ab hier mit seiner Langsamkeit das Tempo. Stellenweise wird es uns direkt ein wenig langweilig, dann wieder verlangt der kräftige Gegenwind auf dem Wasser körperlichen Volleinsatz. Kurz vor Cham versperrt ein Wehr den Weg: Befahren oder Umtragen?

Wehr Cham

Wir entscheiden uns fürs Umtragen. Insgesamt brauchen wir für die 22 Kilometer mit Esspause sechseinhalb Stunden. Doch der sportliche Teil kommt jetzt erst: Wir lassen unser Boot liegen und steigen auf die Räder, um zum Startpunkt zurück zu radeln. Dafür brauchen wir nochmals eineinhalb Stunden.

Urkirche Chammünster

Als wir endlich mit dem Bus wieder am Kanuclub ankommen, sind wir ziemlich müde und entscheiden uns, die Nacht gleich hier zu verbringen.

Unser Bus ist wie fast immer das älteste Fahrzeug am Platz. Und zwischen all diesen Rentnershuttles sind wir die einzigen Paddler. Jedenfalls fallen wir totmüde in die Falle.

Endlich Sommer

Spät sind wir los gekommen, denn es war noch einiges zu richten im Garten und im Haushalt. Hastig werfen wir die letzten Ausrüstungsgegenstände in den Bus binden das Boot auf dem Dach fest und die Fahrräder an der Heckklappe. So fahren wir in den Abend hinein Richtung Niederbayern.

Geheimplatz😁

Wir finden einen Schlafplatz, der schöner nicht sein könnte. Der Bus steht direkt an einem kleinen See, romantischer geht es kaum. Nein, der genaue Ort wird nicht verraten. Es gibt ohnehin nur noch allzu wenige vergleichbare Plätze, wo das Freistehen noch nicht verboten ist.

Zunächst hören wir noch das Gegröle von ein paar Jugendlichen, die weiter vorne feiern. Pubertät und Brunftschrei gehören einfach zusammen. Später kommen noch ein paar Männer vorbei, die einem jungen Jagdhund mithilfe einer naturgetreuen Gummiente das Schwimmen schmackhaft machen wollen. Lustigerweise direkt bei dem Schild: „Benutzen der Wasserfläche durch Hunde oder Pferde strengstens verboten“.

Die Frösche quaken und die Sonne geht hinter dem Scherenschnitt einer Allee am Horizont unter.

Am Morgen erfrischt uns ein Bad im klaren Wasser, besser kann der Tag nicht beginnen!

Paddeln auf der Salzach Tittmoning bis Haiming

Die Ufer der Salzach werden seit einiger Zeit mit beträchtlichem Aufwand renaturiert. Wir haben davon in der Zeitung gelesen und machen uns auf den Weg, um die Veränderungen selbst zu sehen. Wir setzen in Tittmoning an der Brücke ein, wo auch die Plätten liegen.

Nach kurzer Zeit sehen wir: Tatsächlich sind im Zuge der Renaturierung auf einigen Abschnitten die Uferverbauungen aus großen Felssteinen abgetragen worden. Stattdessen kann der Fluss nun hier an den Sand- und Kieshängen knabbern, wie er mag. Momentan mag er nicht so recht, denn bedingt durch die lange Trockenheit ist auch hier der Wasserstand recht niedrig. Der Pegel in Burghausen zeigt heute 1,55m. Dennoch ist die Strömung noch ganz flott, solange wir den Kiesbänken früh genug ausweichen und in der Hauptströmung bleiben.

Es geht vorbei an einigen imposanten Bauwerken am Fluss: Der Wallfahrtskirche Marienberg, dem Kloster Raitenhaslach, den steilen Sandklippen vor allem rechts auf der österreichischen Seite. Wir nähern uns Burghausen und durchfahren den historischen Ort bei heftigem Gegenwind aus Osten. Egal aus welchem Blickwinkel: Die Burg ist immer eine Schau!

Kurz darauf unterqueren wir die hölzerne Altstadtbrücke und schon sind wir am Kreuzfelsen und gleich darauf im Salzachdurchbruch. Hohe Mergelfelswände säumen beide Ufer, Dohlen haben hier in luftiger Höhe einige Höhlen in den Fels gegraben.
Schon bald ist der felsige Teil der Strecke durchfahren und wir folgen dem nun eher träge dahinfließenden Fluss eine Weile, bis wir den Bereich des Betriebsgeländes der Wacker Werke hinter uns gelassen haben. An der Mündung des Alzkanals booten wir aus, hier haben wir heute früh bereits unsere Fahrräder abgestellt. Nun heißt es nochmal eifrig strampeln, wir müssen die rund 26 km wieder stromaufwärts durch die Salzach – Auen zu unserem Auto zurück radeln. Mit einem kleinen Imbiss in der Altstadt schaffen wir das auch ganz flott.

Dann geht es zurück nach Neuhofen, wo wir das Boot und unser Paddelzeug auflesen. Auf dem Rückweg nach Hause kommen wir schließlich noch am Badesee in Marktl vorbei und spülen uns den Staub von den müden Körpern. Ein schöner Tag!

Tauchen im Echinger Weiher

Der Echinger Weiher bei München hat ganzjährig zwischen 8 und 12°C, denn sein Wasser entspringt aus einer Grundwasserquelle im südwestlichen Bereich. Wenn nicht gerade Hunderte Taucher im Wasser sind, ist die Sicht meist passabel bis sehr gut. Im Sommer ist leider viel los, Tauchschulen nutzen das Gewässer vielfach für die Ausbildung. Die Taucherlaubnis kostet für einen Tag 10€.

Alzpaddeln Juni 2022

Bei einem Spaziergang an der Alz staunen wir über den hohen Wasserstand und nehmen uns vor, bald mit dem Kanu wiederzukommen. Die Recherche beim Hochwasser-Nachrichtendienst ergibt für Trostberg den beachtlichen Pegel von 150cm.

Die Tage, an denen man die Alz hier befahren kann sind nämlich selten. Am Wehr Tacherting wird so viel Wasser in den Alzkanal abgezweigt, dass für den eigentlichen Fluss kaum noch etwas übrig bleibt. Nur im Frühjahr bei Schneeschmelze und nach sehr ergiebigen Regenfällen ist der Pegel so hoch, dass beim Paddeln genug Wasser unterm Boot ist, um nicht ständig auf Grund zu laufen.

Wir kommen erst ein paar Tage später zum Paddeln, der Pegelstand ist bereits wieder auf 92cm gefallen. Damit ist das schöne Stück zwischen Tacherting und Wiesmühl gerade noch fahrbar. Letztes Jahr sind wir bei 120cm über die schönsten Passagen hinweg geschwappt, heute dürfen wir diese richtig auskosten. Wildwasser Stufe I-II ist für unseren Kanadier gut fahrbar. Allerdings nur mit Helm und Schwimmweste!

Unterwasserberg Wolfgangsee

Der Unterwasserberg im Wolfgangsee ist den etwas erfahreneren Tauchern vorbehalten. Hinfinden ist das eine – zurückfinden das andere. Unbedingt den Kompass mitnehmen und vorher peilen! Mindestens 15 Liter/200bar sind erforderlich, besser mit Stage tauchen, sonst wird es möglicherweise knapp.
Für den Rückweg empfehle ich Richtung Süden… Bitte NICHT wieder abtauchen! VORSICHT! Vom Gipfel des Berges sieht man den Rückweg zum Ufer NICHT! Man muss also die Tiefe halten und Richtung Halde (Süden) zurückschwimmen… auf etwa 30m… mitunter ohne Sicht…

Asolo

Das mittelalterliche Städtchen liegt auf einem Berg hoch über der Ebene Venetiens. Es ist unbestritten die schönste Stadt, die wir auf dieser Reise besucht haben.

Leider muss ich sie mir alleine anschauen, denn meine Liebste hat sich gestern Abend auf dem Heimweg den Knöchel vertreten und liegt mit einem kühlen Umschlag bei unserem Bus.
Alleine macht es gar nicht so viel Spaß. Trotzdem steige ich ganz nach oben auf die Rocca zu den Überresten der Burg.

Besonders sehenswert scheint mir das  Gemäuer nicht, lediglich die mächtigen Mauern sind erhalten und man hat einen schönen Ausblick auf die nahen Berge, Olivenhaine und die Dächer der alten Stadt. Diese ist allerdings wirklich sehenswert, ein Ausblick schöner als der nächste. Die Ursprünge von Burg und Siedlung gehen zurück aufs 6. Jahrhundert. Es gibt sogar eine Kathedrale, denn Asolo war lange Zeit Bischofssitz und Exil der Königin Caterina Cornaro von Zypern, Armenien und Jerusalem. Bei einem Erdbeben im 17. Jahrhundert wurde viel zerstört und dann im Renaissancestil wieder errichtet. Die schöne Stadt lockte Dichter und Künstler an. Heute sind es eher Touristen, die die Atmosphäre der alten Mauern und der gastlichen Restaurants genießen.

Treviso und Avolo

Manchmal ist das Camperleben nicht leicht. Heute suchen wir lange und erfolglos nach einem Platz mit Dusche und Schatten. Es ist nämlich ziemlich heiß und wir fühlen uns verschwitzt. Aber in der sengenden Ebene Venetiens gibt es nur Kreisverkehr nach Kreisverkehr, Industrie und Landwirtschaft. Kaum jemals einen Parkplatz, keinen Feldweg, der zu ein paar schattigen Bäumen führen würde, selbst die Campingplätze bieten nur Parzellen in der brütenden Hitze. Schließlich landen wir in Asolo auf einem Schotterplatz mit ein paar schütteren Bäumchen. Die Infrastruktur besteht aus einem Mülleimer, sonst nichts. Wir kochen erstmal einen Espresso. So, jetzt kommt ein kleiner Mann und erklärt,  dass man hier nicht campen darf – wir müssen auf den abgeschlossen Bereich für Reisemobile. Ich zahle brav 10€, dafür bekomme ich einen Schlüssel für die Schranke und sogar einen Müllbeutel dazu.
Treviso haben wir heute am Vormittag besichtigt.

Noch eine Stadt, die ganz ähnlich wie Venedig mit mittelalterlichen Gassen, Kirchen und einigen Kanälen aufwartet. Außerdem gibt es in der Altstadt ein brauchbares WLAN, was unser dahin schmelzendes Datenvolumen schont. Der Cappuccino schmeckt auf der Piazza im Schatten des Rathauses am besten. Aber das Highlight des Tages ist unsere Campingdusche: Ein schwarzer Plastiksack voll Wasser, der sich langsam in der Sonne erwärmt, während ich diese Zeilen schreibe.