Kelheim

Eigentlich wollten wir den Donaudurchbruch erkunden. Als wir jedoch die Menschenmassen am Anleger sehen, ändern wir ganz schnell unsere Pläne. Für eine Kanufahrt reicht uns die Zeit leider nicht.

Befreiungshalle

Die Befreiungshalle ist zwar auch nicht direkt nach meinem Geschmack – aber man kann sich diesen klassizistischen Historienklops ja mal anschauen.

„Dem teutschen Volke…“, na ja. Immerhin gibt’s eine gute Aussicht auf die Donauenge und den Zusammenfluss von Altmühl und Donau. Und mit den zweihundertweißnichtwieviel Stufen haben wir unser Sportprogramm für heute auch erledigt.

Kloster Weltenburg

Im Biergarten vom Kloster Weltenburg stärken wir uns, immerhin die älteste Klosterbrauerei der Welt. Seit 1050 wird hier Bier gebraut. Wir besuchen nicht nur den Biergarten, sondern auch die Barockkirche und den Donaustrand. Unbedingt müssen wir demnächst mal den Donaudurchbruch mit unserem Kanu fahren!

Doch auch beim Kuchlbauer in Abensberg versteht man sich aufs Brauhandwerk. Direkt im Biergarten steht ein Turm, erbaut von Hundertwasser.

Kuchlbauer

Die letzte Nacht verbringen wir auf einer wunderschönen Streuobstwiese bei Rottenburg/Laaber.

Bei Rottenburg

Morgen geht’s wieder zurück in den Alltag.

Vom Regen an die Naab

Duschen! Aaaah! Welch ein Genuss. Da wieder kein Campingplatz hergeht, wird die mobile Dusche aufgebaut.

Frisch geduscht schmeckt das Frühstück bei den Störchen noch besser.

Dann radeln wir nochmal am Regen hoch, bis der Hintern um Kühlung fleht. Ein Bad im Fluss vertreibt die Müdigkeit.

Steinerne Brücke Kallmünz
Wehr Kallmünz

Nächste Station ist Kallmünz, uralte Siedlung mit Burgruine und verwinkelten mittelalterlichen Gässchen. Hier lebten Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in wilder Ehe, das Amselhaus war ihre Wohnung.

Amselhaus

Am nächsten Tag befahren wir die Naab von Burglengenfeld nach Kallmünz. Dies ist der schönste Abschnitt dieses Flusses: Wir werden begleitet von zahllosen Libellen und Azurjungfern, beobachten Störche und sogar ein Paar Rotmilane sowie diverse Entenarten. Einige Schwäne bauen an ihren Nestern oder haben ihre Jungen dabei. Das bedeutet Vorsicht! Mehrfach müssen wir ordentlich paddeln, um den aggressiven Vögeln auszuweichen.

Kallmünz mit Felswand
Am Fluss
Nochmal Kallmünz

Nachtrag: Ein Highlight ist die Burgruine aus dem 13. Jahrhundert. Der Aufstieg ist zwar schweißtreibend, aber lohnt sich.

Bergfried
Blick nach Burglengenfeld

Der Ausblick ist phantastisch. Wir sehen bis Burglengenfeld (Zementwerk ganz hinten links), wo wir heute losgepaddelt sind.

Kultur und Natur

Nach der gestrigen Anstrengung lassen wir es heute ruhiger angehen. Wir schlafen lang und begeben uns gemütlich Richtung Otterbachtal. Die Burgruine Brennberg ist sehr ansehnlich, das Dorf dazu allerliebst.

Brennberg
Meine Holde

Dies ist der Stammsitz des allseits bekannten Minnesängers Reimar III, von dem ja jeder schon gehört hat. Sein Ende war tragisch, hinterrücks wurde er gemeuchelt. Denn er hatte sich unsterblich in die holde Anna Agnes verliebt, die jedoch bereits vergeben war. Der gehörnte Gatte setzte noch eins drauf und servierte der armen Anna das Herz ihres Geliebten. Als diese die schreckliche Wahrheit erfuhr, verweigerte sie fortan jede Nahrung und verstarb elf Tage später.

Frauenzell
Rokoko vom Feinsten

Ein Nachfahre des Unglücklichen Reimar gründete 1321 das Benediktinerkloster Frauenzell. Wir plaudern mit dem freundlichen Meßner, der uns die schmucke Rokokokirche zeigt und vor den Radarfallen in der Nähe warnt.

Himalaya in der Oberpfälzer
Wunderschöne Anlage
Pavillon

Das nächste Etappenziel ist der Nepal Himalaya Pavillon bei Wiesent: Ein wunderschöner Park mit vielen bekannten und unbekannten Stauden, Blumen und Bäumen. Die Anlage ist ein Aufruf zu Toleranz und Weltoffenheit. Mittelpunkt ist der nepalesische Pavillon zur Expo 2000, der hier wieder aufgebaut wurde. 600 nepalesische Familien schnitzten an den Säulen drei Jahre lang! Inzwischen schmücken viele weitere exotische Statuen und Gebäude den Park.

Pavillon

Krönender Abschluss des Tages ist ein erfrischendes Bad im Regen. Der Nachtplatz ist einer der schönsten überhaupt.

Nice place

Nachtrag: In Ramspau brüten Störche auf der Kirche!

Storchennest
Drei Küken!

Sportlich, sportlich

Heute machen wir es andersrum: Das Boot wird in Roding abgelegt, wir fahren nach Nittenau und setzen uns dort auf die Räder, um zum Boot zurück zu strampeln. Doch oh weh, der Weg ist weiter, die Wadeln schwächer und der Hintern wunder als gedacht. Eigentlich hatten wir vom RegenTALweg erwartet, dass dieser im Tal, also mehr oder weniger eben verlaufen würde. Doch weit gefehlt. Bei heftigem Gegenwind schwitzen wir an knackigen Steigungen, besonders kurz vor Roding fordern uns über hundertdreißig Höhenmeter.

Kaputt

Für die etwa 24 Kilometer brauchen wir schließlich zweieinhalb Stunden. Jetzt noch 23,5 Kilometer zurück paddeln! Uns wird etwas schwummrig.

Roding vom Wasser aus
Mühle

Anfangs hilft uns noch der Rückenwind, doch die Strömung ist sehr schwach und die Wehre zahlreich. Als wir das dritte umtragen sagt mein Schatz: „Oh weh, noch vier!“ Ich sage nur, „Jetzt genieße doch erstmal dieses hier.“

Lilie

Libellen und Azurjungfern umschwirren unser Boot, am Ufer stehen Schwertlilien und Sumpfdotterblumen. Trotz wunderbarer Landschaft kommen wir nur langsam voran.

Klosteranlage

Das letzte Wehr bei Tiefenbach scheint zwar befahrbar, aber wir haben keine Kraft mehr und entscheiden uns zu umtragen. Die letzten fünf Kilometer dreht sich auch noch der Wind gegen uns. Sieben Stunden brauchen wir schließlich für die Etappe. Pausen haben wir keine gemacht, weil wir vor der Dämmerung ausbooten müssen. Jetzt noch die Räder in Roding holen…

Unter Strom

Heute gibt’s nicht viel zu berichten. Ein großer Bogen durch den Böhmerwald, Bad im Regen, Besuch in Bad Kötzting.

Abends kehren wir in Roding ein und bereiten die nächste Paddeletappe vor. Mein Schatz sagt: „Schau mal, da gibt es einen Stellplatz mit Strom!“, und ich rangiere das Auto rückwärts an den Verteiler. Während ich das Kabel suche, verkündet meine Liebste, dass auf Steckplatz 4 noch 600 Wattstunden Restguthaben vorhanden seien. Allerdings müsste man da vorne anstecken. Prima, sage ich und wundere mich, dass die Steckplätze keine Nummern tragen. Egal. Wir gehen essen und prüfen zwei Stunden später, ob der Kühlschrank kühlt. Und wie! Ein kleiner Gletscher ist in der Kühlbox entstanden. Bloß komisch, immer noch 600 Wh Rest???

Sonderbarer Stromkasten

Offensichtlich haben wir uns am Wochenmarkt-Verteiler angesteckt. Sorry!

Nationalpark und Urwald

Nachdem ich mich gestern auf die Brille meiner Frau gesetzt habe, ist heute unser erstes Ziel ein Optiker in Zwiesel. Der Mann versteht sein Fach und baut einen Ersatzbügel statt des zerstörten ein.

Weiter geht’s zum Nationalparkzentrum Falkenstein. In einem weitläufigen Areal befinden sich Freigehege für Auerochsen, Przewalkskipferde, Wölfe und Luchse.

Ur
Urpferde

Letztere bekommen wir leider nicht zu sehen, sie halten wohl gerade Siesta. Dafür gelingt es uns, einen Teller Lewanzen zu ergattern: Eine böhmische Mehlspeisenspezialität mit Sahne und Powidl.

Das gesamte Nationalparkzentrum ist sehr interessant und ansprechend gestaltet, besonders im „Haus zur Wildnis“ werden Informationen zur Ökologie und den Zusammenhängen im Wald hervorragend aufbereitet und vermittelt. Wir kommen wieder, spätestens wenn wir Enkel haben!

Waldboden

Uns reicht es noch nicht vom Wandern, wir gehen noch zwei urtümliche Waldgebiete bei Bayerisch Eisenstein ab. Nahe Zwieselwaldhäuser und im Hans-Watzlik-Hain gibt es noch Relikte der einstigen europäischen Urwälder.

Urwald
Stehendes Totholz

Hier dürfen tote Bäume stehen bleiben, bis sie von selbst umfallen und dann vergehen. Wir bewundern eine etwa 600 Jahre alte, riesige Tanne und viel Totholz. Sogar Auerhahn und -henne sind hier noch zu Hause. Interessant: Da das Auerwild überwiegend von Tannennadeln lebt und diese in der Verdauung schwer auszuschließen sind, fressen die Tiere ab und zu kleine Steinchen. Diese helfen, die Nahrung im Magen zu zerreißen. Doch was macht der Auerhahn im Winter, wenn der Waldboden tief verschneit ist? Dann hält er sich an die Wurzelteller umgestürzter Bäume. Hier findet er auch noch bei Tiefschnee seine Verdauungshilfe.

Wurzelteller
Ca. 600jährige Tanne

Im Schwellhäusl gibt es eine zünftige Brotzeit.

Schwellhäusl Trifterklause
Lecker!

Schließlich übernachten wir wieder bei Heiner. Der entspannteste Campingwirt und -platz weit und breit.

Bei Heiner

Am Arber

Die Rieslochfälle sind von Bodenmais aus leicht erreichbar. Das haben nicht nur wir uns gedacht. Überhaupt wird es jetzt zunehmend touristischer. Gemeinsam mit etwa 150 anderen Wanderern marschieren wir zuerst zu den oberen, dann zu den unteren Wasserfällen.

Rieslochfälle

Am Zusammfluss von drei Bächen ist ein wunderbares Naturspektakel zu sehen. Trotz der vielen Menschen sollen sich hier einige besonders seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten haben. Leider bekommen wir weder den Dreizehenspecht noch die Langohrfledermaus zu sehen, aber immerhin entdecke ich in den Ritzen und Klüften ein außergewöhnlich helles Moos. Das muss das Leuchtmoos sein. Es kommt mit dem 600ten Teil des Tageslicht aus, der Rest wird reflektiert.

Leuchtmoos?
Die kleine Fichte wächst rundum

Auch am Arbersee sind wir leider nicht allein. Zum Glück verlaufen sich die Massen weiter hinten auf dem Rundweg.

Schwingrasen
Moorlandschaft
Schön!

Dort bewundern wir den einzigartigen Schwingrasen: Schwimmende Inseln aus torfbildenden Pflänzchen und Seggen. Die hübschen Saiblinge springen aus dem glasklaren Wasser nach unvorsichtigen Insekten. Das Wasser war übrigens bis in die 70er Jahre dunkel, wie es sich für einen Moorsee gehört. Schwermetalle aus der Luft haben in der Zeit des sauren Regens die Huminstoffe im Wasser gebunden. Das wirkt bis heute nach.

Durchs Bärnloch

Es ist angeblich eine der reizvollsten Kanutouren ganz Deutschlands: der Schwarze Regen im Abschnitt Oleumühle nach Teisnach, durch das berühmt – berüchtigte Bärnloch.

Beim Einbooten in Oleumühle
Los geht’s.

Langweilig wird es uns nicht in den nächsten fünf Stunden. Wildwasser Stufe I-III bedeutet abwechslungsreiche Schwallstrecken garniert mit verblockten Passagen. Tückische Steine lauern überall knapp unter der Oberfläche, man erkennt sie oft nur im letzten Moment an der stehenden Welle – oder auch gar nicht. Mindestens ein Dutzend mal fahren wir uns fest. Aber eine kleine Pause schadet nicht! Anschließend geht’s mit Wackeln und Schieben weiter. Die Natur rundum scheint unberührt, wir sehen viele Wasservögel und springende Fische. Zum Schluß wartet kurz vor Teisnach eine sportliche Überraschung auf uns. Dass wir ein Wehr über etwa 600 Meter umtragen müssen, hatten wir gewusst.

Von oben
Von

Nicht aber dass es beim Einsetzen derart steil die Böschung runter und über teils wackelige Felsbrocken geht. Die Rückfahrt nach Regen geht dann ganz bequem, aber auch gemächlich per ÖPNV und dauert nochmal ganz gut: Bis Regen Bhf zwei Stunden, zum Auto zweieinhalb, zurück zum Boot drei.

Der große Pfahl

Was könnte das sein? Man denkt an einen Baumstamm, einen Marterpfahl, irgendwie blitzt die Vokabel „pfählen“ im Hinterkopf auf.

An der Quarzlore

Tatsächlich bezeichnet der große Pfahl einen 150 Kilometer langen Quarzgang, also eine Gesteinsader, die durch Verwitterung und Erosion aus dem umgebenden weicheren Gestein quasi herausgewaschen wurde. Bei Viechtach findet sich am Pfahl ein früherer Steinbruch und gleichzeitig eines der schönsten Geotope Bayerns. In Form einer riesigen Felsmauer bricht die unterirdische Quarzlagerstätte zu Tage. Bis in die 60er Jahre wurde der Quarz hier vorwiegend in Handarbeit abgebaut – eine echte Plackerei. Der Steinbruch hat sich nach der Stilllegung zu einem sehr wertvollen Biotop für seltene Arten wie die Schlingnatter, diverse Eidechsen, die Bartfledermaus sowie diverse Pflanzenarten entwickelt. In einem schönen Spaziergang umrunden wir das Gebiet.

Doch der Pfahl verfolgt uns weiter… Die Burgruine Weißenstein bei Regen ist nämlich auch auf demselben Quarzgang beziehungsweise Höhenzug gebaut.

Weißenstein
Oder doch lieber pfählen?

Eigentlich wollten wir nur den Ein- und Ausstieg sowie die Transportmöglichkeiten für unsere morgige Kanutour recherchieren, aber wir stellen fest: Regen ist ein nettes Städtchen mit einem schönen Park am Fluss.

Am Regen in Regen 😏

Wo Bayern kanadisch wird

Wir schlafen lang, fast zehn Stunden. Das brauchen wir!

Flott ist alles aufgebaut und um 10 Uhr geht es in Gumpenried los. Der Schwarze Regen trägt uns durch traumhaft wildwüchsige Landschaften. Spannende Schwallstrecken und spritzige Stromschnellen geben diesem Flussabschnitt einen kleinen sportlichen Pfiff. Vorsichtshalber haben wir Schwimmwesten und Helme angelegt. Für die rund 8 Kilometer brauchen wir heute nur gut zwei Stunden, halb so lang wie vorgestern von Blaibach bis Cham. Eichelhäher, Bachstelzen und eine Wasseramsel kommen vorbei, es fehlt nur noch ein Elch oder ein Bär am Ufer.