Endlich mal wieder zum Attersee! Hans und ich betauchen heute den Unterwasserwald am Nordende des Sees. Hier ist vor langer Zeit ein Bergrutsch abgegangen und hat einen kompletten Wald mitgenommen. Baumstämme aller Größen liegen ineinander verkeilt wie Mikadostäbe in der Tiefe von 15 Meter bis zu Tiefen, die für uns Sporttaucher nicht erreichbar sind. Ich war dort vor Jahren einmal auf etwa 45 Meter und denke, es geht immer noch weiter.
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Das besondere am heutigen Tauchgang ist die erstklassige Sicht – teilweise bis zu 20 Meter weit können wir sehen, das ist selten. Doch auch die Temperatur ist heute beachtlich. Der See hat 5,5°C und nach 45 Minuten ist mir trotz Trockentauchanzug recht klamm.
Beim Rückweg entdecken wir grüne Blasen in der Vegetation: Kolonien von Einzellern.
Kleinzeug
Nach kurzer Aufwärmpause geht es weiter zum Tauchplatz Hausboot bei Nußdorf. Hier geht es recht flach ins Wasser, der Boden ist sandig und schlammig, die Sicht deutlich schlechter als auf der anderen Seeseite. Auf 20 Meter besichtigen wir ein frisch versenktes Segelschiff. Es ist sehr gut erhalten, Beschläge und sogar Leinen sind noch dran. Beeindruckend ist die Schnitzerei am Griff des Steuerruders. Im Inneren hat sich ein großer Schwarm Flussbarsche versteckt. Dann tauchen wir ein paar Minuten weiter nördlich zu einer großen Palisadengruppe, die hier vor ein paar Jahren zur Erinnerung an die frühzeitlichen Pfahlbausiedlungen in den Seegrund eingerammt wurden. Das Hausboot selbst lassen wir links liegen, es ist in den letzten Jahren ziemlich verfallen.
Die Alz fließt bei Seebruck aus dem Chiemsee und schlängelt sich teils beschaulich, teils auch ein wenig abenteuerlich durchs hügelige Voralpenland. Ab 1. Juli darf man die Strecke bis Altenmarkt mit einem Boot befahren; in der ersten Jahreshälfte ist der Fluss aus Umweltschutzgründen gesperrt, denn viele Wasservögel brüten in den Schilfgürteln an den Ufern. Besonders ruhig geht es auf der ersten Teilstrecke bis Truchtlaching zu, der zweite Teil ab der Bootsrutsche beim Cambabräu reizt uns da schon mehr. Hier gibt es ein paar Stellen mit Wildwassercharakter – berüchtigt ist der linke Flussarm an der Offlinger Insel.
Heute führt die Alz sehr viel Wasser, denn es hat in der letzten Woche recht viel geregnet, während wir auf unserer Deutschlandtour waren. Sowohl Fließgeschwindigkeit als auch Wasserstand sind so hoch, wie ich es bisher hier noch nicht erlebt habe. Wir durchfahren die ganze Strecke von etwa 16 Kilometern bis zur Wiese an der Aussetzstelle in der Laufenau vor Altenmarkt in rekordverdächtigen zwei Stunden. Anschließend schwingen wir uns auf unsere Drahtesel, die wir bereits auf dem Hinweg in Altenmarkt abgestellt hatten, radeln zurück nach Seebruck zum Auto und fahren damit dann das Kanu in Altenmarkt holen. Ein schöner Tag!
In Würzburg treffen wir unsere Tochter Pia, die uns aus Erlangen per Zug entgegen gereist kam. Ein Spaziergang führt uns einmal um die Residenz, durch die Altstadt und hinunter zur Mainbrücke.
Leider haben wir die Parkuhr nur sehr knapp gefüttert, deshalb verweilen wir nicht länger, nur ein Frozen Joghurt muss es noch sein. Doch es ist so heiß in der Stadt, dass wir uns lieber an den Erlabrunner Badesee begeben. Hier kann man es gut aushalten! Aber das beste ist unser heutiges Nachtlager: Zwischen Kiefernwäldern und Weinbergen finden wir einen wunderschönen Platz nahe Dertingen. Hier springen in der Abendwärme unzählige Heuschrecken herum; später in der Dämmerung fliegen uns die Fledermäuse um die Köpfe und als es ganz dunkel wird, leuchten uns einige Glühwürmchen. Eine wunderbar ruhige Nacht in der Natur!
Die Landschaft zwischen Main und Tauber an der Grenze von Württemberg und Franken ist lieblich, Burgen thronen über romantischen Flusschleifen und entzückenden Dörfern; Kopfsteinpflaster überall und Fachwerkhäuser wie aus der Modelleisenbahn. Wir erklimmen den Burgberg zu Wertheim, streifen durch die Residenz des Deutschritterordens Bad Mergentheim und vertilgen schließlich noch Pizza in Igersheim.
Wieder haben wir für die Nacht einen Platz erster Klasse gefunden: Ein Parkplatz hoch über dem Dorf bietet Aussicht aufs Abendrot, eine Grillstelle und Spielplatz (beides brauchen wir nicht) sowie schöne Bäume, an denen wir unsere Campingdusche befestigen können.
Der romantische Höhepunkt unserer Fachwerk-Rundreise ist dann eindeutig Rothenburg ob der Tauber. Heuer, im Coronajahr soll es ja hier recht ruhig zugehen – normalerweise ist die ganze Stadt verstopft von asiatischen Touristen. Man sagt sich, die Chinesen würden gern hierher reisen, um all den Souvenirschrott zu kaufen, der zuvor in China hergestellt wurde. Tatsächlich genießen wir einen ruhigen Tag in dem wunderhübschen Ort, die anderen Besucher sind überwiegend Deutsche.
Abends kommen wir in Erlangen an, wo wir noch eine Nacht bei unserer Tochter verbringen; genauer gesagt chillen wir noch gemeinsam in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim, schlafen tun wir dann wieder getrennt; sie bei sich und wir in unserem Bus im Wäldchen um die Ecke. Am letzten Tag kaufen wir noch gemeinsam ein für das Wochenende, dann ist es Zeit für den Abschied.
Auf der letzten Etappe unserer Deutschlandreise besichtigen wir noch die Walhalla bei Regensburg. Seit Jahren schon haben wir uns vorgenommen, hier vorbei zu schauen. Nun haben wir es endlich gesehen und gut. Eindeutig zu viel Ehrengedöns und Vaterlandsstolz für unseren Geschmack. Ein riesiger Prachtbau, einem griechischen Tempel nachempfunden, steht monumental am Berghang. Darin befindet sich eine Sammlung von 131 Büsten und 65 Gedenktafeln, die an Personen, Taten und Gruppen, allesamt „teutscher Zunge“ erinnern. Nur 13 der Geehrten sind Frauen. Uns beeindrucken Protz und Prunk wenig. Trotzig ehre ich unsere Reisemaskottchen Nosi Nashorn und Hasi Häschen mit einem Platz in der Ehrenhalle, wenn auch nur ganz kurz. Die beiden wollten da eh nicht bleiben, das haben sie mir gesagt. Unser persönlicher Höhepunkt des Tages ist dann doch das Abendschwimmen im Reischacher Badesee.
Die Rückreise ist schon wieder beinahe gehetzt – inzwischen haben wir Treffen mit Freunden in Unterfranken und mit unserer Tochter in Würzburg verabredet. Ja, so eine Deutschlandreise ist kein Spaß! Immerhin bleibt noch Zeit für einen Spaziergang am Hohen Hagen bei Dransfeld zwischen Hannover und Kassel. Der berühmte Mathematiker Karl-Friedrich Gauß vermaß von hier aus das Königreich Hannover; später war die Gegend berühmt für ihren Basaltabbau; aber auch Goethe hat den Hügel schon erklommen. Wo war der eigentlich nicht?
Das nächste Highlight ist die spätmittelalterliche Fachwerk Hannoversch Münden. „Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihren Namen büßen müssen – und hier entsteht durch diesen Kuss – deutsch bis zum Meer – der Weser-Fluss.“ Also klardeutsch: Fulda und Werra fließen hier zusammen; ab hier heißt das Gewässer Weser. Die Altstadt ist bezaubernd; sie beseht aus über siebenhundert wundervoll restaurierten Fachwerkhäusern. In der städtischen Pfarrkirche ruht der aus Spottliedern bekannte Doktor Eisenbart – den gab es nämlich wirklich. „Ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leut‘ nach meiner Art. Kann machen, dass die Blinden gehn, und dass die Lahmen wieder sehn…“ Doch auch hier gibt es ein grausiges geschichtliches Ereignis zu berichten: Einst ließ der katholische Feldherr Tilly im Namen der Gegenreformation 1626 fast die gesamte Bevölkerung hinmetzeln. Wir fahren weiter nach Witzenhausen zum Craftbierbrauer Schinkel und schlagen uns den Bauch voll mit Weckewerk und Bratkartoffeln. Diese nordhessische Spezialität ist sehr lecker, aber äußerst fettig. Es handelt sich um gekochtes Hackfleisch, das anschließend in viel Fett kross angebraten wird. Ein naher Wanderparkplatz im Kaufunger Wald ist unser Nachtquartier.
Die Städte Bad Brückenau und Bad Kissingen liegen auf dem Weg; unseren Geschmack treffen sie eher nicht. Gastronomie und Shoppingangebot richten sich offenbar auf die Zielgruppe Ü70 aus, wir fühlen uns jedoch noch zu jung für Diabetikernahrung und Stützstrumpfhosen, nicht einmal das Spielkasino kann uns locken. Dafür genießen wir den Besuch bei unseren Freunden in Elfershausen umso mehr. Bis spät sitzen wir gemeinsam auf der Terrasse, denn es gibt viel zu erzählen.
Morgens schwimmen wir eine Runde im See und machen uns dann auf den Weg nach Nord-West. Die kleinen Dörfer sind wunderhübsch, aber es scheint, dass in den meisten davon der tote Hund begraben ist: Reine Schlafgemeinden. Wenn es Geschäfte gibt, dann üblicherweise am Ortsrand die übliche Parade: Netto, Kik, Tedi und manchmal noch ein Sonderposten-Baumarkt.
Duderstadt haben wir schon fast umrundet, da erhaschen wir einen Blick auf die wunderschönen spätmittelalterlichen und Renaissance Fachwerksfassaden. Kurzentschlossen legen wir eine kleine Rast ein und bestaunen die entzückende Altstadt. Der nächste Stopp ist dann in Hildesheim, wo wir die romanische Michaelikirche und das Knochenhauerhaus bewundern. Welch eine Architektur und Handwerkskunst!
Jetzt müssen wir noch eine kurze Rast einlegen, denn wir sind platt. Leider ist nun eine größere Etappe zu bewältigen: Nach all der Trödelei haben wir nun bis zum Abend doch noch 239 km vor uns.
Das Wochenende bei unseren Freunden in Glückstadt verbringen wir fröhlich plaudernd, auf schönen Fahrradtouren, bei Kaffee, leckerem Kuchen, frischen Torten und Bier. Während coronabedingt halb Deutschland an Nord- und Ostsee urlaubt, radeln wir an den Elbstrand von Krautsand (Modder bis zum Knie!) und umrunden das Atomkraftwerk Brokdorf (am Kühlwasserauslauf zur Elbe wird’s uns warm!). Den Abend lassen wir im Glückstädter Ratskeller bei lecker Matjes und Kutterscholle ausklingen.
Leider hat es in der Nacht ziemlich heftig geregnet, zu allem Übel ist unser Dachfenster undicht und Andrea entdeckt morgens ein Feuchtgebiet am Fußende des Bettes. Trotz Nieselregen machen wir uns auf zum Hohenwartestausee, um dort die Klinkhardthöhe zu erklimmen. Zu sehen ist dort oben wegen des dichten Nebels rein gar nichts außer gigantischen, schwarzen Schnecken. Aber wir waren immerhin dort. Die Namensgeber müssen ja irgendwie verwandt sein.
Als nächstes Etappenziel steuern wir Erfurt an. Das ist die letzte größere Stadt Thüringens, die wir noch nicht besucht haben. Mit unserem 26 Jahre alten VW Diesel dürfen wir natürlich nicht in die Innenstadt – Umweltzone! Wir parken am Rand derselben und schwingen uns auf die Drahtesel. Auch wenn der Hintern noch von der gestrigen Radtour schmerzt, die bezaubernde Altstadt gefällt uns gut, der Dom und die Severinskirche sind beeindruckend, die Krämerbrücke einzigartig. Dies ist die einzige mit Häusern bebaute Brücke nördlich der Alpen. Der kleine Fluss, den diese Brücke überspannt, war einst Zollgrenze. Die findigen Händler vermieden es, den Zoll zu bezahlen, indem sie ihre Häuser eben auf der Brücke errichteten. Eine mittelalterliche Freihandelszone sozusagen.
Im Hainich, Deutschlands größter zusammenhängender nutzungsfreier Laubwaldfläche gedeihen unzählige Rotbuchen, daneben auch Eichen, Eschen, Ahorne und Linden. Der ehemalige Truppenübungsplatz aus DDR-Zeiten hat eine einzigartige Flora und auch Fauna bewahrt. Am Nachmittag machen wir uns langsam auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz mit Duschmöglichkeit. Heute also ein Campingplatz? Es gibt einige hier, aber schwieriger wird die Suche nach einem Restaurant. Wir haben keine Lust mehr zu kochen, aber Thüringens Dörfer sind hier eine echte Servicewüste. Letztlich fügt sich aber alles bestens, die Einkehr im Brauereigasthof Marktmühle ist ein echter Glückstreffer und der Zeltplatz an der Werratalsperre sehr schön gelegen.
Die Oberpfalz ist wunderschön, besonders abseits der Autobahn. Eigentlich scheint es, überall ist es wunderschön, sobald man die Autobahn verlässt. Wir haben es nicht eilig, drum fahren wir über Land.
Von Dorf zu Dorf tuckern wir mit unserem alten VW-Bus und erstaunt stellen wir fest, dass es hier in der Oberpfalz zwischen Burglengenfeld, Nabburg, Pfreimd und Weiden nicht nur jede Menge Dörfer gibt, sondern auch dass beinah jedes davon über eine Burg, mehrere Türme und mindestens ein Storchennest auf der Turmspitze verfügt. Der Regen und die Waldnaab sind kleine Flüsschen, die offenbar durch weitgehend naturbelassene Auen mäandern dürfen. Entsprechend wohl fühlen sich hier die Frösche, was wiederum den Störchen gut gefällt. Gestern sind wir spätnachmittags aufgebrochen, haben Niederbayern in gut zwei Stunden durchquert und in Landau im Biergarten zur Post sehr gut gespeist. Die letzte Nacht verbrachten wir direkt am Ufer des Regen in Regenstauf; die ganze Nacht quakten hier die Frösche für uns.
Eigentlich wären wir jetzt in Costa Rica. Doch manchmal kommt es anders als geplant. Unsere Weltreise mussten wir im April schon nach acht Monaten aufgrund der Corona-Pandemie abbrechen. Seither ist viel passiert, die dramatische Zeit in Argentinien, die Repatriation mit Hilfe der französischen, der weißrussischen und ein wenig der deutschen Diplomatie. Schließlich lebten wir ein paar Wochen in unserem Bus, bis wir unsere neue Wohnung beziehen konnten. Das Haus hatten wir ja schon vor der Weltreise aufgelöst, mit den damals eingelagerten Möbeln war das neue Domizil innerhalb weniger Wochen fertig eingerichtet, obwohl wir fast alles allein schleppen mussten. Zu der Zeit war private Umzugshilfe leider verboten. Nun sind wir seit rund zehn Wochen wieder in Deutschland, mein Sabbatical dauert noch an bis Mitte September und wir haben beschlossen, uns wieder auf den Weg zu machen. Diesmal allerdings innerhalb Deutschlands und als Selbstfahrer im Wohnmobil – wie zuletzt in Neuseeland, das war vor knapp einem halben Jahr und kommt uns vor wie in einem anderen Leben.
Wir kurven auf engen Bergsträßchen durch den staubtrockenen Nadelwald. Ist das noch Franken oder sind wir schon in Thüringen? Irgendwann meint Andrea mit Blick auf die Handyapp: Jetzt sind wir „drieben“. Die untere Hälfte des Bleilochstausees umrunden wir auf unseren Fahrrädern. Rund 25 km über teilweise recht steile und ausgesetzte Pfade am Hochufer des Stausees entlang. Zum Glück haben wir unsere antiken Mountainbikes dabei und die Opa- und Oma-Räder ohne Gangschaltung daheim gelassen. Auf zwei Campingplätzen hatten wir kein Glück („Die Rezeption ist leider geschlossen“ und „nur bis 17 Uhr geöffnet“). Also haben wir uns anderweitig umgesehen, die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des Landgasthofs Wetteraperle nahe Saalburg.
Nach rund 60 Stunden Rückreise sind wir letzten Sonntag Abend gegen 22:00 bei unserer Familie angekommen. Auf dem Hof meines Bruders wohnen wir jetzt in unserem VWBus. Die Nächte im Bus waren deutlich kühler als zuletzt in Argentinien. Trotzdem haben wir erstmal zehn Stunden geschlafen, scheinbar haben wir es gebraucht. Wir sind so froh, dass es uns gelungen ist, mit den letzten paar hundert Gestrandeten rauszukommen, denn die Situation in Südamerika wird immer dramatischer.
Wir wissen, dass dort immer noch Reisende ausharren, obwohl aufgrund von schlechter Versorgungslage (Nahrungsmittel, Wasser, Strom, Bargeld) alles immer schwieriger wird.
Unsere Rückreise war zunächst sehr stockend und zog sich im Bus quer durch Argentinien quälend lange hin. Die Polizeikontrollen und das ewige Warten am Flughafen Ezeiza waren eine Prüfung für meine zermürbten Nerven. Doch je weiter wir kamen, umso mehr nahm unsere Rückreise Fahrt auf. Die Crew der LH345 war rührend bemüht und sehr verständnisvoll. Die Bahnfahrt von Frankfurt nach München und Neuötting ungewöhnlich schnell und pünktlich. Die Ankunft daheim war ein wenig fremd, denn wir dürfen unsere Lieben nicht drücken. Ein komisches Gefühl: Wir kommen aus dem (noch) Corona-armen Argentinien, aus unserer dreiwöchigen Quarantäne ins Hochrisikogebiet Oberbayern. Andererseits hatten wir unterwegs hunderte Kontakte mit anderen Reisenden, wenn auch die meisten Mitreisenden ebenso wie wir aus einer weitaus strengeren Ausgangssperre kommen als die in Deutschland geltende. Jetzt halten wir erneut Quarantäne.
Unsere Weltreise hat wegen der Pandemie statt der geplanten zwölf nur acht Monate und fünf Tage gedauert. Sri Lanka, Thailand, Laos, Kambodscha, Indonesien, Fidji, Neuseeland, Chile und Argentinien haben wir bereist.
Leider haben wir Uruguay, Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien und Costa Rica nicht mehr gesehen. Momentan ist unsere Reiselust zwar etwas getrübt, aber irgendwie bohrt doch das Gefühl, dass die Sache noch nicht abgeschlossen ist.
Viele liebe Freunde fragen uns, wie es uns geht. Danke, langsam lässt bei uns allen die Anspannung nach. Allerdings träume ich nachts noch immer dann und wann, wir seien noch in Iguazu. Dann wache ich auf und weiß erst mal nicht, ob es schon vorbei ist oder nicht.
Nach 14 Stunden Flug landet unsere Boeing 747 in Frankfurt. Die Nacht brachte leider nicht die ersehnte Ruhe für mich. Zunächst hatte ich mich sehr gefreut, als mir einer der Plätze am Notausgang zugewiesen wurde. Gleich daneben befindet sich die Toilette. In der unruhigen Nacht setzte ein regelrechter Run auf diesen Ort ein. Immer wenn ich gerade eingeschlafen war, trampelte mir jemand auf die Füße. Mindestens sechs Mal bin ich so aufgeweckt worden. Meine Nerven sind zur Zeit ohnehin nicht die besten, aber der fortgesetzte Schlafmangel macht mich fertig. Die deutschen Behörden haben beschlossen, dass auch beim Aussteigen und bei der Gepäckrückgabe auf soziale Distanz zu achten ist, deshalb wird alles viel, viel länger dauern. Von den Formularen für die Fortsetzung der Reise per Bahn hat das Bordpersonal viel zu wenige dabei. Also dürfen wir das Formular abfotografieren. Ich sehe unsere Chancen schwinden, dass wir den Zug nach München noch erreichen. Aber wenigstens sind wir da!
Danke an alle, Daumen gehalten haben und noch Daumen halten!
Haben gesehen, es gibt einen Zug 16.53 nach München. Von da geht’s für Pia weiter nach Nürnberg/Erlangen. Wir werden sehen, dass wir weiter nach NÖ kommen. Unsere liebe Familie hat schon unseren Bus vorbereitet. Wir freuen uns!
Danke, liebe Freunde, fürs mitbangen und Daumen drücken. Danke für die vielen Angebote, uns abzuholen und unterzubringen. Wir sind gerührt!
Die Reise hat für Andrea und mich in Neuötting/Eisenfelden begonnen und da soll sie auch enden. Voraussichtlich schon heute Abend. Unsere Nichte holt uns ab, unser grüner Blitz ist unser Nest, da werden wir erstmal ankommen. Alles andere findet sich.
Zum Glück ist schönes Wetter. Ungewohnt für uns: Die Bäume hier haben nur Knospen, kaum Blätter. Das war im Urwald anders. Aber wir werden uns schon wieder dran gewöhnen.
1:30 Uhr, habe ein wenig geschlafen. Von weiteren Stopps oder Kontrollpunkten habe ich nichts mitbekommen. Irgendwas stimmt nicht mit der Klimaanlage. Es ist feucht hier drin wie im Dschungel, die Fenster sind komplett angelaufen. Draußen muss es viel kälter sein.
Wir sind etwa 100km südlich von Mercedes, also haben wir etwa 350km bis zum nächsten planmäßigen Halt in Gualeguaychu oder 600km bis zum Ziel, dem Flughafen Ezeiza in Buenos Aires. Bei Chajari müssten wir die nächste Provinzgrenze überschreiten, spätestens dort ist wieder mit einer Kontrolle zu rechnen. Mein Rücken schmerzt, aber bis jetzt ist alles gut gegangen. Wenn alles weiter so glatt geht, schaffen wir es vor dem Abflug von LH345.
2:30 Bis eben fuhren wir auf einer gespenstisch leeren Autobahn, die durchgehend beleuchtet ist. Jetzt stehen wir wieder mal. Kontrolle.
Wir sind in Entre Rios! Die Grenze ist geschafft, ganz ohne großes Trara. Das lässt vorsichtig hoffen.
4:20, bei Colon. Noch 100km bis Gualeguaychu. Keine Vorkommnisse.Vor vier Wochen haben wir hier noch ein paar glückliche Tage verbracht. Das war in einem anderen Zeitalter. Kurz drauf die nächste Kontrolle, wir stehen unter einer Brücke. Es geht schnell, nur 10 Minuten.
Die Toilette von so einem Reisebus ist ja generell nicht so ein besonders schöner Ort. Für unser Busklo gilt das mittlerweile ganz besonders. Seit 18 Stunden sind wir unterwegs, mittlerweile schätzungsweise 50 Personen, da bleiben Spuren zurück. Zwar funktioniert die Spülung, aber am Waschbecken gibt es kein Wasser. Wie war das noch mit dem gründlichen, häufigen Händewaschen? Wir nehmen eine unserer Trinkwasserflaschen mit und benutzen den Rest Handdesinfektionsgel.
5:20 Gualeguaychu. Der Fahrer hat die Heizung angeschaltet. Seit längerem kein Netz,
6:50. Keine Ahnung, wo wir sind. Das Handy findet keine Satelliten. Die Sonne geht auf. Bin wie gerädert.
7:20, noch 25km bis zum Flughafen. Wir fahren durch die Vororte von Buenos Aires. Keine Kontrollen. Ich verstehe dieses Land nicht. Je näher an der Hauptstadt, umso mehr Infektionen gibt es, aber umso weniger Kontrollen.
Korrektur: 60 km bis zum Flughafen Ezeiza. Handy hatte sich aufgehängt. Erste Kontrolle, hat keine 3Minuten gedauert. Wir sind müde und kaputt, aber lang dauert es nicht mehr.
8:45, wir sehen die ganzen Flugzeuge am Boden, biegen gerade ein zum Flughafen. Ein junges Mädchen, das mit der Botschaft in Verbindung steht, hat gerade durchgesagt, dass fast alle mit in den Flieger dürfen, nur bei einem deutschen Ehepaar sei es noch nicht klar. Nicht wir!
Wir sind am Flughafen. Hier sind alle Geschäfte geschlossen. Man kann nirgends etwas zu essen kaufen. An den Automaten habe ich kein Glück. Die Gänge sind dicht belegt mit überwiegend jungen Leuten. Es sieht so aus, als ob sie schon länger hier campieren.
Die französische Boschaft ist präsent mit einem Stand, wo Formulare und kleine Lunchtüten verteilt werden, von den Deutschen Diplomaten hört an, dass diese erst am Spätnachmittag kommen sollen.
Der Flug soll 20:30 losgehen, also können wir es uns noch gemütlich machen. Vielleicht findet sich sogar noch eine Wechselstube für die vielen, vielen Pesos.
Leider nicht. Aber den netten jungen Franzosen neben uns konnte ich mit Panzertape, Kabelbindern und meinem Werkzeug dabei helfen, ihre Räder flugbereit zu verpacken.
Vor kurzem kam hier der Dealer vorbei. Ohne Witz! Schleicht hier rum und flüstert: Sandwich, Completos, Cola… wenn du ihm folgst, führt er dich hinter ein paar Säulen zu seiner Kühlbox, wo das Auge des Gesetzes nicht hinschaut.
Nun stehen alle Passagiere für die drei Flüge in einer riesigen Schlange. Ganz vorn die Spanier nach Madrid, Franzosen nach Paris, dann alles gemischt und hinten wir. Zwei Leute von der deutschen Botschaft sind hier auch vor Kurzem entlang gekommen. Die stehen jetzt vorn ganz wichtig und verteilen neue Zettel.
So, wir sind am Check-in. Man will uns aber nicht abfertigen. Alle anderen rücken an uns vorbei weiter vor. Wir stehen abseits und müssen warten, bis geklärt ist, ob und wie die Bezahlung erfolgt. Hoppla, schneller als ein argentinisches Polizeiaufgebot: Wir müssen eine weitere Kostenübernahmeerklärung ausfüllen. Dann dürfen wir uns bei der nächsten Schlange anstellen, um das Gepäck aufzugeben. Sicherheitscheck, Immigration… 18:00 am Gate. Müde.
19:45 Boarding.
Wenn alles glatt geht, sind wir morgen um 15:00 Uhr Ortszeit in Frankfurt am Main. Von da will Pia nach Erlangen in ihre Wohnung, wir Richtung München.