
Gosaukamm

Gosausee

Hinterer Gosausee

Stellplatz am Sarstein

Am Ausseer See

Blick über den Ausseer See zum Dachstein

Kraftort

Hallstatt von der anderen Seeseite aus

Die Gössler Wand (~180m hoch!)

Toplitzsee

Traunursprung
Schön langsam kommen mir Zweifel, ob ich den Blog noch so weiter führen soll. Überall in Oberösterreich und im Salzkammergut, wo wir in letzter Zeit vorbei kamen, hat sich die Situation für Reisende im Kleinbus verschlechtert. Im Chiemgau und in Sachsen war es schon früher so. Frei stehen kannst du inzwischen so gut wie nirgendwo mehr. Schöne Plätze, wo wir vor wenigen Jahren noch gratis oder für einen geringen Obolus übernachteten, sind mittlerweile mit Halteverboten, Schranken und Schildern mit drakonischen Strafandrohungen versperrt.
Natürlich verstehe ich die Anwohner, die vielleicht auch selbst mal gern am See/ am Berg/ in der Natur parken wollen. Aber muss man dafür gleich ein generelles Haltverbot für Wohnmobile aufstellen? Selbst an meinem Haussee daheim darf ich nun mit dem VW-Bus nicht mehr parken. Wie soll ich mein SUP nun dort hin bringen? Dass der T4 nicht mehr Platz braucht als ein moderner SUV oder Pkw, ist dabei unerheblich. Und dass ich, im Gegensatz zu manchen anderen Zeitgenossen fast immer noch den Müll dort aufsammle, interessiert ja auch niemanden.




Heute stehen wir in Obertraun am Hallstätter See. Der Parkplatz ist eben und gepflegt. Er verfügt über einen Mülleimer, keine Toilette, das ist alles. Kostenpunkt: 30€ Stellgebühr und Kurtaxe. Vor zwei Jahren waren es noch 12€. Vielleicht sollten wir lieber Länder wie Aserbaidschan, Armenien und Kasachstan besuchen, da gibt es angeblich nicht so viele Wohnmobilisten.
Neulich waren wir ein paar Tage am Attersee und Wolfgangsee. Dort sind tagsüber viele Parkbuchten fest besetzt von Vans und Wohnmobilen. Fischer, Taucher und Radlfahrer konkurrieren mit den Einheimischen um die wenigen Plätze. Kein Wunder, dass diese stinksauer auf Gäste sind, die wenig oder kein Geld dalassen, aber dafür jede Menge Müll und Fäkalien.
Wir übernachten etwas abseits an einem der wenigen Plätze, wo das Freistehen noch nicht verboten ist. Neben uns steht ein größerer Pkw aus Tschechien. Eine fünfköpfige Familie speist vom Gaskocher, sie sitzen auf aberwitzig winzigen Höckerchen und frieren offensichtlich – es ist noch kühl in den Bergen Anfang Mai. Wir fragen, wie sie alle in dem Auto Platz zum Schlafen finden. „Wir schlafen im Wald.“, ist die Antwort des Vaters. Jeder, wie er’s mag.

Er war Fürst, Reisender, Schriftsteller, Frauenheld, vor allem Gartenkünstler: In Bad Muskau legte Hermann Fürst von Pückler den berühmten Landschaftspark an, der heute den Status als Weltkulturerbe hat. Im Schloss betrachten wir die sehr sehenswerte Ausstellung zu seinem Leben und seiner Zeit.




Wir fahren durch endlose Kiefernwälder und durchqueren die Lausitzer Seenlandschaft. Alle paar Meter steht ein Schild: Betreten verboten! Lebensgefahr! Warum erschließt sich nicht. Bei Nochten werden auch heute noch riesige Flächen abgeholzt, der Wald liegt abholbereit aufgestapelt.

Von den Orten Schwarze Pumpe und Hoyerswerda haben wir schon gehört. Die Plattenbauten wirken bedrückend auf uns. Mehrfach überquert unsere Route die Spree, die Elster und die Grenze Sachsen/Brandenburg. Wieder kommen wir durch sorbische Angerdörfer, da steht ein Wegweiser: Schwarzkollm. Krabats Zaubermühle wurde originalgetreu nachgebaut.



Ein erfrischendes Bad im Senftenberger See rundet den Nachmittag ab. Die Wassertemperatur liegt zwar noch bei rund 10°C, aber umso besser prickelnd fühlt es sich an.
Mit Oybin setzen wir einen schönen Schlusspunkt unter das Kapitel Zittauer Gebirge.

Wir verlassen das Dreiländereck Richtund Nordosten nach Görlitz, der Perle an der Neiße. Die Stadt meiner Vorfahren hat den Krieg weitgehend ohne Zerstörungen überstanden und ist inzwischen zum größten Teil sehr schön restauriert worden.




Im Rathaus erfahre ich ganz unkompliziert, wo sich das Elternhaus meines Vaters und das Geschäft der Großeltern befand.
Weiter geht’s entlang der Neiße, die hier die Grenze zu Polen markiert. Wir passieren endlose Kiefernwälder und einen riesigen Truppenübungsplatz. Nächste Station ist Bad Muskau.
Ich riech nix.
Doch, merkst du es nicht?
Ah ja, das werden die Braunkohlekraftwerke hier sein…
Das stinkt ja furchtbar.
Echt?
ICH BEKOMME KOPFSCHMERZEN!
Wir halten an, um im Zittauer Gebirge zu wandern. Hier gibt es bizarre Felsformationen aus Sandstein. Einige erinnern an Gegenstände und Tiere.





Jahrhundertelang wurden hier in mühsamer Handarbeit Mühlsteine aus dem Fels geschlagen. Über Rutschen wurden diese dann zu Tal gebracht, um sie weiter zu bearbeiten und zu verkaufen.

Zurück beim Parkplatz:
Das Auto stinkt!
Echt?
JA!!!
Ach guck mal, der Stecker von unserer Kühlbox ist ja ganz verkohlt. Ich muss wohl etwas an der Elektrik ändern…

Wir kommen durch das Siedlungsgebiet der Sorben, einer anerkannten Minderheit.
Das alte Zittau gefällt uns gut, aber die Naziparolen an den Häuserwänden, der extreme Leerstand an Geschäften und die verfallenden Stadthäuser stimmen uns nachdenklich. Viele Leute sind mit ihrem Leben im Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Polen nicht zufrieden.

Hässliche Hetzparolen an den Fassaden zeugen davon.


Von Wechselburg nach Burg Kriebstein sind es eigentlich nur cirka 25 Minuten Autofahrt. Allerdings gab es heute einige Umleitungen, und so verbrachten wir eineinhalb Stunden auf den krummsten und holprigsten Straßen der Republik. Die blühenden Landschaften, die uns einst Kanzler Kohl versprach, sind bis heute überwiegend verlassene Dörfer und Leerstand.

Wir entschliessen uns, nach Bautzen weiterzufahren. Die Hauptstadt der sorbischen Minderheit mit ihren unzähligen Türmen ist perfekt restauriert und wunderschön. Natürlich kaufen wir original Bautzener Senf ein. Kulinarisch sieht es für Vegetarier hier eher mager aus. Immerhin gibt’s einen Asiaten mit Veggi-Gerichten.



Völlig willkürlich wählen wir aus hunderten Möglichkeiten Plauen als nächstes Ziel. Die Stadt der Spitzen und des Zeichners E.O. Plauen (Erich Ohser) begrüßt uns mit eisigem Wind und sehr dünn gestreuter Gastronomie. Immerhin finden wir Quartier im Garten einer freundlichen Dame und nach einigem Suchen auch eine geöffnete Gastwirtschaft.

Der Vater des deutschen Comics und Erfinder der Geschichten von Vater und Sohn, Erich Ohser nannte sich E.O. Plauen um dem Berufsverbot als Regimekritiker zu entgehen. Heute ehrt man ihn in der Stadt mit Skulpturen seiner Hauptfiguren.



Letzten Endes wurde er trotzdem denunziert, verhaftet und angeklagt. Der Verurteilung durch das NS- Volksgericht entging er durch Suizid.



Durch traurige Dörfer und über holprige Landstraßen bewegen wir uns langsam weiter Richtung Osten. Das nächste Ziel ist Wechselburg mit seiner romanischen Basilika, der best erhaltenen und ältesten in Sachsen. Rund 1000 Jahre alt ist das wirklich sehenswerte Bauwerk.



Zwischendurch besuchen wir noch zwei berühmte Brücken: die Göltzschtalbrücke und die Elsterbrücke – leider eingerüstet wegen Instandsetzung.

Die Nacht im Bus ist wieder eisig. Morgens liegt tatsächlich Schnee auf der Frontscheibe. Ein warmes Lob auf unsere Heizung! Eigentlich wollten wir heute im Fichtelgebirge wandern, aber dafür ist unsere Kleidung nicht ausgelegt. Wir können uns lediglich zu einem Spaziergang zur Zeche „Kleiner Johannes“ motivieren. Hier wurden seit dem Mittelalter verschiedene Erze abgebaut, zunächst im Tagebau, später in tiefen Stollen.



Trotz Schneesturm fahren wir weiter nach Wunsiedel, das Zentrum des Sechsämterländes. Die Altstadt hat einen leicht morbiden Charme: Mittelalterliche Bauten, klassizistische Gebäude, aber auch viel Leerstand und Verfall.


Die Luisenburg haben wir bereits letztes Jahr angesehen, also nehmen wir uns heute das Fichtelgebirgsmuseum vor. Eine gute Entscheidung, auch angesichts des ungemütlichen Wetters. Es handelt sich um eines der größten Heimatmuseen Bayern und zeigt auf über 3000 Quadratmetern nicht nur Mineralien und Handwerk, sondern auch Spielzeug, historische Möbel, Werkstätten und vieles mehr. Dem Autor Jean Paul sowie den politischen Attentäter Karl Ludwig Sand, beide in Wunsiedel geboren, sind eigene Räume gewidmet.

Angesichts der stetig sinkenden Temperaturen sinkt auch unsere Wanderlust immer weiter. Ein Abstecher zum Fichtelsee endet kommentarlos im Schneegestöber, mein Schatz weigert sich schlicht, den Parkplatz zu verlassen.

Also reisen wir weiter Richtung Naher Osten. Etappenziel: Plauen.
Reichen fünf Minuten zum Duschen für zwei?

Beim Städtchen Arzberg gibt es nicht nur das reizvolle Röslautal, Industrie- und Bergbauruinen der letzten Jahrhunderte und abgewickelte Porzellanindustrie, sondern auch einen wunderbaren Stellplatz mit warmer Dusche.


Die Gegend hat bestimmt schon wirtschaftlich bessere Zeiten gesehen. Wir sehen verfallene Fabriken und Villen, die von früherer Blüte zeugen. Der gesprächige Konditor präsentiert in seinem Laden eine beeindruckende Sammlung alter Kaffeekannen und Geschichten. Der Höhepunkt ist aber unser Spaziergang im Durchbruchtal des Flüsschens Röslau. Hier plätschert das dunkle Wasser durch uralte Gesteinsschichten. Schon Alexander von Humboldt hat in der Gegend als Bergbauingenieur gearbeitet!


Zuvor hatte es uns nach Weiden verschlagen, wo wir überrascht sind von der Pracht der Altstadt. Wir trotzen dem eisigen Wind und schlendern über den österlichen Markt. Eigentlich wollte ich nur einen Schuster suchen, weil meine Schuhsohlen eigene Wege zu gehen drohen. Aber der hat heute leider geschlossen. Also bleibt nur der Weg zum Baumarkt, Kleber kaufen.
Übrigens reichen fünf Minuten ganz üppig, besonders wenn man nur eine Euromünze für den Warmwasserautomaten hat und der Raum etwa fünf Grad warm ist.
Von hier geht nichts mehr weiter. Es gibt hier auch so gut wie gar nichts. Praia Baixo heißt der Fleck. Ein Strand, eine Kneipe und das wars. Nein, außenrum noch einige halbfertige Rohbauten. Und zwei noble Villen von betuchten Leuten. Internet? Tröpfchenweise. Strom auch nicht immer.


Wer hier hängen bleibt, ist gut beraten, Lesestoff dabei zu haben. Zum Glück haben wir welchen. Und Kekse. Die Kneipe hat nämlich durchaus nicht immer auf. Wir schwitzen, schwimmen, lesen, dösen. Die Luft hat 32°, das Wasser 29. Da, wo der Wind weht, ist es auszuhalten.



