15.11.2019 Georgetown, Penang
Irgendwie werden wir nicht wirklich warm mit Malaysia. Den Lieblingsort haben wir noch nicht gefunden, uns ist es überall viel zu belebt, viel zu voll und viel zu laut. Das megatouristische Tanah Rata in den Highlands haben wir nach zwei Tagen fluchtartig wieder verlassen, der Bus brachte uns zurück über Ipoh nach Butterworth, wo wir in eine Fähre umgestiegen sind und auf die Insel Penang übergesetzt haben. Die Busfahrt führte uns zur Hälfte über bewaldete Gebirge, zur anderen Hälfte fuhren wir stundenlang durch Palmölplantagen. Hier sind wirklich gigantische Flächen mit Ölpalmen bepflanzt. Auch wenn sich malaysische Offizielle Mühe geben, ein ökologisches und nachhaltiges Feigenblatt herumzutragen – in der Kritik steht die Palmölindustrie wegen ihres Flächenverbrauchs auf jeden Fall.
Auch Penang scheint zunächst so gar nicht unseren Geschmack zu treffen: Von Inselidylle ist nichts zu spüren, vielmehr handelt es sich um eine weitere Großstadt. Zwar hat diese einen netten historischen Kern, den wir später erforschen wollen. Beide sind wir gesundheitlich etwas angeschlagen und brauchen erstmal etwas Ruhe.
16.11.2019
In einem foodstall beim Morning Market in Chinatown gibt es eine feine Suppe – am besten isst man immer da, wo viele Einheimische sitzen. Hier an einer Straßenecke wurde eine Art Eckkneipe eingerichtet, allerdings nach einem völlig anderen Konzept als bei uns: Die kahle, mit Plastikmöbeln bestuhlte Halle mit den etwa 40 Tischen wird umgeben von rund einem Dutzend mobiler Garküchen, die jeweils ein anderes Gericht anbieten: Verschiedene Suppen, Gemüse, gebratene Teigtaschen, Reis, Fisch, Schwein, Ente – eigentlich alles, außer das, was unsereins daheim so morgens isst. Wir sind aber schon längst akklimatisiert und würden bei Marmeladesemmeln inzwischen die Nase rümpfen. Man geht einfach zu einem der kleinen Wägelchen, fragt, was es gibt oder guckt in die Kochtöpfe hinein – das ist völlig in Ordnung. Wenn es sprachlich nicht klappen sollte, kann man immer deuten, was man essen will. Die Qualität der Speisen ist stets exzellent, alles wird super frisch zubereitet und die Preise sind lächerlich günstig. Wenn man sitzt, kommt meist noch jemand daher, der ein Getränk verkaufen möchte. Manchmal ist eine Getränkebestellung sogar obligatorisch, weil der Kaffee- und Teeausschank gleichzeitig für das Mobiliar sorgt. Übrigens ist es bei den Chinesen hier üblich, zum Essen lauwarmes Wasser zu trinken.
Ein Spaziergang durch die historische Altstadt führt uns nicht nur an schönen alten Gebäuden, Tempeln und Moscheen vorbei – Georgetown ist UNESCO Weltkulturerbe! – sondern auch mehr oder weniger unweigerlich zu allen möglichen Wandgemälden. Allerdings hat man hier bei weitem nicht das Exklusivrecht auf die direkte Fotoperspektive, vielmehr stehen teilweise bei den Bildern Schlangen von Touristen an.
Wir schlendern weiter, besichtigen noch das antike Klanhaus Cheah Kongsi und den Chew Jetty am Hafen, eng verbaut durch kleine Geschäfte mit großen Preisen. Im Hafenviertel gönne ich mir in einem Straßenlokal einen Fangschreckenkrebs, direkt aus dem Aquarium in die Pfanne. Mit reichlich Chili und Knoblauch ist das Tier wirklich sehr schmackhaft, auch wenn es mir leid tut. Ich muss an den Kollegen denken, den ich vor wenigen Tagen erst vor Flores beim Tauchen in seinem natürlichen Habitat beobachten konnte. Fangschreckenkrebse können ihre Fangzangen explosionsartig schnell „abschießen“, um damit Beutetiere, zum Beispiel kleinere Krebse zu betäuben. Die Wirkung ist wie bei einem Pistolenschuss, dabei werden Beschleunigungen von bis zu 8000g (Erdbeschleunigung) erreicht; ein menschlicher Lidschlag dauert etwa 40mal so lang wie ein solcher Beinschlag. Diesem Burschen hier auf dem Teller hat es nichts genutzt, in der Pfanne hat er dennoch sein Leben gelassen.
Wieso seid ihr gesundheitlich angeschlagen? Was habt Ihr?
Wir sind erkältet und deshalb etwas schlapp. Nix schlimmes.