Ubon Ratchathani liegt am Mun oder Moon River. Als wir gestern ankamen, mussten wir feststellen, dass die südliche Hälfte der Stadt unter Wasser steht. Seit zwei Wochen hatten wir auf unserem Weg durch Laos versucht, Genaueres zu erfahren – vergeblich. Wir wollten unbedingt die überfluteten Gebiete meiden, sind nun aber doch mitten hinein geraten.
Das thailändische Fernsehen berichtet nun laufend von der Katastrophe. Im Internet haben wir gelesen, dass es die schlimmste Flut in der Region seit 41 Jahren sein soll. Heute konnten wir beim Hotelmanager Fahrräder leihen. Wir kamen in mehreren tiefer gelegenen Stadtteilen ans Wasser, vielerorts liegen Sandsäcke vor Eingängen. Am schlimmsten sieht es in der Nähe des Flusses aus. Auf den angrenzenden Straßen sind überall große Zelte errichtet worden. Tausende Menschen campieren hier.
Morgen versuchen wir, nach Chong Chom weiterzukommen, um die Grenze nach Kambodscha zu passieren. Angeblich soll dort die Situation besser sein.
Heute schon der dritte Artikel – liebe treue Leser, bitte blättert runter um auch die letzten Tage zu lesen. An der Promenade des Mun-Flusses stellen wir fest, dass es keine Promenade mehr gibt. Überall in Flussnähe provisorische Pavillons und Zelte.
Hier stehen Armeelaster, Suppenküchen, Stapel von Hilfsgütern. Wir fragen nach und erfahren, dass Hilfe für die Flutopfer organisiert wird. Wir spenden natürlich spontan. Wandern weiter Richtung Fluss, sind überrascht, nicht aufgehalten zu werden. Auf der Brücke erkennen wir das Ausmaß der Katastrophe. Wir hatten von der Überschwemmung geahnt und gerade deshalb diesen Umweg über Ubon gewählt – dass wir mitten drin landen würden, wollten wir doch gerade vermeiden! Beim Überqueren der Brücke wird uns immer mulmiger, wir schämen uns fast, zu fotografieren. Dennoch, ich denke: Vielleicht spendet ja einer oder zwei, die davon lesen. Das Verrückte daran ist, dass in den für uns zugänglichen Medien von dieser Katastrophe in den letzten Tagen nicht berichtet wurde. Wir hatten tagelang Google und Bing sowohl auf Deutsch wie auf Englisch ergebnislos befragt – eben um das Überschwemmungsgebiet zu vermeiden. Wir hatten bei Tourist Information Centers und Reisebüros gefragt, aber keine konkrete Antwort erhalten.
So ähnlich hatten wir es ja bereits in Laos erlebt. Ob es am Desinteresse der westlichen Medien liegt oder eine gezielte Vertuschung – wer mag das beurteilen? Jedenfalls campieren hier unglückliche Flutopfer direkt auf der vierspurigen Brücke. Sie haben sich behelfsmäßige Zelte aus Planen usw. errichtet. Falls ihr eine aktuelle Spendennummer wisst, bitte lasst es mich wissen (Kommentarfunktion unten) Hier zwei relativ aktuelle Links zur Nachrichtenlage:
P.S. Es lesen wöchentlich rund 2-5000 Leute diesen Blog. Es würde mich freuen, wenn der eine oder andere zu diesem Artikel etwas kommentieren würde. Auch wenn es nicht im deutschen Fernsehen kommt. 16.09.2019 Ubon Ratchathani 22:00 Uhr 17.09.2019 erweitert 8:00 Uhr
Wir haben einen Versuch gestartet, einen kleinen Teil des Loop zu fahren. Das ist ein Abschnitt des Banana Pancake Trail für die abenteuerlustigen Zweiradfahrer. Die Landschaft ist eine Augenweide. Kantige Karstberge ragen aus einem überfluteten Wald, manchmal auch aus Reisfeldern, jedenfalls ist alles neben der Straße (dem Damm) nass. In Thakhek haben wir uns ein Moped geliehen – das beste bisher überhaupt, einen Yamaha Roller. MIT BREMSEN! Die helfen jedoch auch nicht gegen die allgegenwärtigen Überschwemmungen. Aber selbst diese haben Vorteile. Da, wo sonst Wald ist, gibt es jetzt einen See. Wir bleiben stehen und beobachten die Fischer mit ihren Netzen. Wir fragen, ob wir fotografieren dürfen – ich glaube, sie verstehen uns nicht, aber sie lachen, also fotografieren wir. Es ist unglaublich, wie die Männer und Frauen voll bekleidet im relativ kühlen Wasser so lange aushalten können. Manche stehen brusttief im Wasser und werfen immer wieder ihr Netz aus, um wenige Minuten später ein paar winzige Fische heraus zu klauben. Ich zeige fragend darauf und lasse mir zeigen, wie sie ihren Fang sammeln: In kleinen Körben aus Bambus zappeln ein paar Dutzend knapp fingerlange Fischlein. Wir überlegen, ob die zu Fischsauce zermatscht werden oder als Köderfische für größere dienen?
Beim nächsten Abzweig steht ein Schild, das auf eine schöne
Höhle hinweist. Wir haben bereits darüber gelesen, die Tham Pha Seum. Am
Parkplatz zahlen wir brav unsere Gebühr (~0,30Ct) und wandern los durchs
Unterholz. Frösche, Moskitos, Spinnen und Würmer begleiten uns. Nach ein paar
hundert Metern nehmen wir beißenden Gestank wahr. Ein kleiner alter Mann
erschrickt, als wir von hinten heran kommen. Auf unseren Gruß „Sabaidee“ lächelt
er. Sein rechtes Auge ist blind. Mit bloßen Händen gräbt er im Schlamm nach
riesigen Regenwürmern. Auch er hat ein Bambuskörbchen dabei, wo er seine Beute
hinein wirft. Ich versuche ihn zu fragen, ob er die Würmer zum Fischen braucht,
oder… Aber er versteht mich nicht. Barfuß folgen wir dem überschwemmten Pfad
zur Höhle weiter, bis uns das Wasser über die Knie reicht. Irgendwann drehen
wir um. Inzwischen hat der Alte seinen Jagdplatz in den Schatten des Waldes
verlegt. Er hat uns beobachtet und bedeutet mit Handzeichen, dass weiter vorn
das Wasser noch viel tiefer wird. Auf dem Rückweg versuche ich noch ein paar
Mal einen abzweigenden Pfad in das Dickicht, aber stets ist es bloß ein
Wildwechsel, der nach ein paar Metern in hüfthohem Gestrüpp endet.
Wir hatten heute noch kein Frühstück und es ist inzwischen
Mittag. Endlich kommen wir mit unserem Moped an einem schwimmenden Imbisstand
vorbei: Ein Steg, ein paar Bambusstangen und Dächer aus Blättern, eine Reihe
Eisboxen und eine kleine Garküche. Wir hängen unsere Wanderstiefel an ein Stück
Bambus und wollen von der Karte bestellen, die uns gereicht wird, aber es
stellt sich heraus, dass es heute nur gegrillten Fisch und Papayasalat gibt. Also
dann das. Der Fisch ist extrem lecker, der Papayasalat extrem scharf.
Auch an der Tahm Sa Pha In Höhle haben wir Pech, bereits das Eingangstor steht im Wasser. Also weiter zur Liap Cave. Auf dem Landweg erreichen wir diese auch nicht. An der Brücke daneben winkt uns aber ein freundlicher Mann. Er bedeutet uns, dass er ein Boot hat, mit dem er uns in die Höhle bringen kann. Wir sind uns rasch handelseinig und genießen die kurze Fahrt über den Dschungelfluss.
Die Höhle selbst ist nicht sehr groß, aber uns gefällt es, so ganz ohne andere Touristen, Beleuchtung, Absperrungen. Als unser Fährmann an einem Fels anlegt, fragt er uns: „Swimming?“ Er beherrscht wirklich nur die paar Brocken, die er für sein Geschäft braucht: boat, cave, swimming. Wir folgen seinem Beispiel und lassen uns ins kühle Wasser des Höhlenflusses gleiten. Nachdem wir uns erfrischt haben, klettern wir vorsichtig zurück in den Kahn und tauschen ein paar Vokabeln aus. Wasser-noa, Boot-heu, Höhle-tham. Am Ausgang der Höhle bemerke ich hoch über unseren Köpfen ein feinmaschiges Netz. Drei unglückliche Fledermäuse hängen darin. Unser Guide erklärt per Pantomime, dass die Tiere hier zum Kochen gefangen werden.
Wir haben genug vom Loop gesehen. Zurück in Thakhek lassen wir uns noch ein wenig durch die Altstadt treiben. Mit dem Roller kommen wir gut voran, auch wenn die Stadt sehr flächengreifend ist. Deutlich sieht man besonders an der Mekongpromenade des französischen Einfluss, wenn auch alles sehr heruntergekommen und ärmlich wirkt. Die einst prächtigen Häuserfassaden sehen allesamt ein wenig schimmlig aus, überall läuft ein schwärzlicher Film herab.