Höhlenflop

Auch heute sind wir wieder mit unserem kleinen Leihroller unterwegs. In Richtung Norden gibt es noch einen Wasserfall und ein mehrheitlich von Chinesen bewohntes Bergdorf. Die Straße ist wirklich extrem kurvig und steil. Ein wenig bedaure ich, dass wir kein richtiges Motorrad unterm Hintern haben. Aber es macht auch mit dem kleinen 120ccm Roller viel Spaß, durch die Kurven zu flitzen. Ich bemühe mich sehr, den größten Schlaglöchern und Längsrillen auszuweichen. Wir haben nämlich kein großes Verlangen nach dem speziellen Tattoo, welches bei intensivem Kontakt zwischen Haut und Straßenbelag fast kostenlos entsteht. In den Straßen von Pai sind uns schon einige junge Leute mit Verbänden an den Ellbogen und Knien oder mit Gipsbeinen aufgefallen, die das offenbar schon ausprobiert haben. Gerade rechtzeitig mit den ersten Schauern kommen wir wieder daheim in unserer Stelzenhütte an. Während ich diese Zeilen schreibe, geht ein wahrer Wasserfall von Monsunregen nieder. Da möchte ich nicht unbedingt per Zweirad unterwegs sein, insbesondere nicht mit zweifelhaftem Reifenprofil.

Nachmittags gönnen wir uns noch einen Ausflug zur Höhle Lod. Den Roller haben wir schon zurückgegeben, es wäre auch ein wenig weit dorthin. Mit dem Sammeltaxi, einem Isuzu Spacecab Pickup brauchen wir fast eineinhalb Stunden. Die Sitzbänke auf der Ladefläche sind nur marginal gepolstert, Gurte nicht vorhanden. Zum Glück regnet es wieder einmal, so dass sich der Raum unter der Plane nicht besonders aufheizt. Mit der Höhle haben wir leider nicht das große Los gezogen. Durch die vielen Regenfälle in letzter Zeit stehen zwei der drei Höhlenbereiche unter Wasser und können nicht besichtigt werden. Offenbar ist die Nationalparkverwaltung  bei der Genehmigung von Höhlentouren seit dem Vorfall im Juli 2018 restriktiver, was ja auch nicht schadet. Auch wir wollen nur ungern vom Wasser eingeschlossen werden, wie die Gruppe Jugendlicher damals. Angeblich kann man hier abends zigtausende Mauersegler und Fledermäuse beobachten, die sozusagen bei Schichtwechsel in die Höhle rein beziehungsweise hinaus fliegen. Heute allerdings ist ziemlich Flaute.

Entweder es ist noch nicht die rechte Tageszeit, oder die Saison stimmt nicht. Jedenfalls sehen wir nur ein paar Vögel und keine Fledermaus. Dafür schlängelt sich am Geländer des Höhleneinganges eine wunderschön giftgrüne Schlange. Es ist spannend zuzusehen, wie sie über die Hälfte ihrer Körperlänge frei in die Luft erhebt, um dann in der Felswand Halt zu suchen. Irgendein kleiner Riss oder Vorsprung genügt ihr, um dann den Rest ihres Körpers nachzuziehen.

Die Höhlenführerin mit ihrer Gaslaterne kriegt jedenfalls beinahe einen Schreikrampf und rennt geduckt an dem Tier vorbei, an die gegenüber liegende Seite des Weges gedrückt. Als ich das Tierchen fotografiere, regt sie sich furchtbar auf und winkt herüber. Später lese ich nach: Die Nasen-Peitschennatter, auch bekannt als Baumschnüffler (kein Witz!) ist nur mäßig giftig. Die Begegnung mit der Schlange am Eingang war jedenfalls um Längen besser als die Höhle dahinter.

Mit einem kleinen Bambusfloß staken uns die Höhlenführer über eine kleine Wasserfläche, das ist Teil der Show. In der Höhle selbst ist es extrem stickig, heiß und stinkt. Die Tropfsteine sind groß und mächtig, von den Chinesinnen werden sie natürlich gebührend betastet. Für jemanden, der bereits andere Höhlen besichtigt hat, ist das Ganze nicht so beeindruckend und kaum die anstrengende Anfahrt wert. Allein, dass es hier keine elektrische Beleuchtung gibt, macht einen gewissen Reiz aus. Die ängstliche Führerin, die zunächst ihre Laterne nicht zum Brennen brachte, uns dauernd vor den Gefahren warnte und später gleich mal selbst auf dem unebenen Untergrund gestolpert ist, hatte auch Unterhaltungswert.