Wenn man heute über diesen Traumstrand wandert, fällt es schwer, sich vorzustellen, welche grauenvollen Szenen sich hier vor gut 80 Jahren abgespielt haben. Dutzende Soldatenfriedhöfe mit zigtausenden Gräbern haben wir auf dem Weg hierher passiert. Sie zeugen bis heute davon. Am 6. Juni 1944 landeten die alliierten Truppen in der Normandie, um zunächst Frankreich und später Europa von der Geißel des Nationalsozialismus zu befreien.
Die Denkmäler und Museen kann und sollte man besuchen, um sich ein Bild zu machen. Panzersperren und Bunker sind fast alle verschwunden, aber bei Ebbe sollen gelegentlich noch Wrackteile der Landungsboote und des improvisierten Hafen Mulberry B zu sehen sein. Wir besichtigen das Memorial in Saint Laurent. Fahrzeuge, Waffen, Munition – lauter Maschinen, ersonnen um zu töten. Sehr betroffen lassen mich vor allem die Fotos der vielen jungen Leute zurück, die hier ihr Leben lassen mussten. Könnte man nicht die Despoten und Kriegsherren unserer Zeit einfach mal ein paar Tage hier bei Wasser und Brot einsperren? Vielleicht würden sie sich eines Besseren besinnen, vielleicht würden sie sich auch gegenseitig die Köpfe einschlagen. Immerhin besser, als das, was bis heute täglich in der Ukraine, in Palästina, im Jemen und an hunderten anderen Orten geschieht. Sterben müssen immer die kleinen Leute, oft die ganz jungen.