Tongariro Nationalpark, Mangahuia Camp

Wir nähern uns dem Schicksalsberg! Schon von weitem sind die Vulkane mit den unaussprechlichen Namen Tahurangi, Ngauruhoe und Ruapehu zu sehen. Wir stocken nochmal Vorräte auf und sichern uns diesmal schon am frühen Nachmittag einen Platz auf der billigen DOC-Campsite. In Whakapapa, so haben wir gehört, werden Phantasiepreise verlangt. Bei strahlender Sonne genießen wir den Tag mit Tagebuchschreiben, planen und lesen.

Doch so klar wie es ist, so kalt wird es dann in der Nacht. Vor Schlottern können wir gegen Morgen nicht mehr schlafen und stehen schon um 5 Uhr 30 auf. Am Armaturenbrett zeigt der Toyota 2 Grad Celsius an! Wir verzichten auf jegliche Morgentoilette, starten den Motor und fahren die paar Kilometer zum Nationalpark Tongariro. Bis da sind wir halbwegs aufgetaut und starten unsere Wanderung zu den Tama Seen bekleidet mit mehreren Lagen Funktionskleidung und Pullovern übereinander, denn es ist immer noch sehr frostig, ein eisiger Wind bläst uns ins Gesicht. Immerhin geht die Sonne gerade auf. Für den Weg zu den Kraterseen beim Sattel zwischen dem rauchenden Vulkan Tongariro,  dem schneebedeckten Ruapehu und dem Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe, Ngauruhoe braucht man so etwa drei Stunden. Wir haben wirklich Glück, alle Gipfel sind wolkenlos! Bald packen wir die Sonnencreme aus, trotz Eiseskälte brennt es schon im Gesicht.

Der Kiwi hat die Wanderwege hier wirklich perfekt gebaut. Beinahe barrierefrei wandern wir wie schon oft unserem Ziel entgegen. Wo immer Erosion droht, werden massive Bretter in den Boden gerammt, die Oberfläche der Wege ist oft mit einem wabenförmigen Kunststoffgeflecht belegt. So kann zwar der Regen die kleinen Kieselsteine nicht so leicht davonwaschen, dafür liegen aber viele hunderte Kilometer Plastikzeug auf den Wanderwegen dieses wunderschönen Landes herum. Ob sich die Leute auch Gedanken um den Abrieb und das Thema Mikroplastik gemacht haben, fragen wir uns? Was die Umwelt angeht, sind sie so streng hier – selbst auf den entlegensten Wanderungen fehlt nie ein Kompostklo. Wer außerhalb der erlaubten Flächen campt, wird frühmorgens oder spätnachts von Rangern verscheucht. Andererseits streut man weitflächig Giftköder vom Flugzeug aus, legt Plastikgeflecht in die Erde und Mülltrennung ist vielerorts ein Fremdwort. An jeder Bachfurt und jedem Bootsslip liegt Desinfektionsmittel bereit, damit kein Fischer oder Bootsfahrer an seiner Ausrüstung Algen oder Einzeller aus einem ins nächste Gewässer verträgt. Und hier haben sie sogar vor den Treppen kleine Plastikfußabstreifer hingelegt. Will man die Verbreitung der südlichen Steinlaus auf der Nordinsel unterbinden?

Am Rückweg machen wir noch einen Abstecher zum Taranaki Wasserfall. Der gleichnamige Berg liegt über 130 Kilometer entfernt an der Küste. Tatsächlich können wir ihn dank der klaren Luft tatsächlich am Horizont erkennen. Die Maorilegende erklärt, wie es dazu kam: Ursprünglich stand der Taranaki hier bei den anderen Vulkanen. Doch es kam zum Streit mit dem Tongariro, denn beide hatten sich in einen weiblichen Berg namens Pihanga verliebt. Letztlich zog der Taranki den Kürzeren und suchte das Weite – auf dem Weg zur Küste schliff er eine tiefe Schlucht in die Erde. Diese durchfließen heute der Taranaki- und der Wanganuifluss.

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