Kinderarbeit… und dann?

Ein immer wiederkehrendes Problem ist das Wechselgeld. Sobald man nicht im Supermarkt oder bei einer großen Kette einkauft, gibt es ständig Probleme, weil scheinbar niemand jemals Wechselgeld hat. Das ist in ganz Südostasien so, aber hier treibt der Irrsinn seltsame Blüten. Ich möchte am Strand mein Nasi Goreng, ein Wasser und ein Bier bezahlen. Es stellt sich heraus, dass die Getränke von einem anderen Warung stammen wie das Essen, kein Problem eigentlich, aber… niemand kann wechseln. Dazu kommt, dass die Leute nicht besonders gut rechnen können. Ich gebe dem Getränkemann statt 60000 Rupien 110000 und nehme mir 50000 aus seiner Hand. Er staunt und wundert sich eine Weile, bis er versteht. Die Frau, die mir den Gemüsereis gekocht hat, kann ich immer noch nicht bezahlen. Also greife ich nochmal in die Kasse des freundlichen Bier- und Wasserverkäufers. Ich gebe ihm die 50000 von vorhin, nehme mir 25000 und erkläre ihm, dass er seiner Kollegin morgen denselben Betrag geben soll. Alle lachen und freuen sich. Von alleine wären sie wohl nicht so schnell auf diese Lösung gekommen.

„Hello, where do you come from? Want to buy a blanket/bracelet/T-Shirt, please?“ Überall an den Stränden trifft man sie, die Frauen und vor allem Kinder, die einem den Strandaufenthalt geradezu vermiesen können. Jetzt in der Nebensaison stimmt das Zahlenverhältnis überhaupt nicht, auf jeden Touristen kommt mindestens ein Verkäufer, gefühlt eher fünf. Obwohl der indonesische Staat Schulbildung für alle Kinder gewährleistet und Schulpflicht besteht, müssen von den Familien hohe Kosten für Bücher und Schuluniformen getragen werden. So manches Kind besucht nur die Grundschule, die Eltern schicken ihre Kinder an den Strand, um Souvenirs zu verkaufen. Die Kinder haben eine erfolgreiche Masche ersonnen: Sie verwickeln die westlichen Touris in Gespräche nach dem Motto: „Sag mir ein Land, und ich sage dir die Hauptstadt.“ Das Spiel ist für ein Weilchen amüsant, aber irgendwann wird dann doch die Ware ausgepackt. „Ich brauche das Schulgeld“, oder: „Ich muss den Bus zur Schule bezahlen“, sagen sie, um ein paar Armbänder zu verkaufen. Es fällt uns schwer, abzulehnen. Aber wer hier kauft, verhindert, dass die Kinder zur Schule gehen und sich auf die lange Sicht andere Erwerbsmöglichkeiten erschließen. Oder wie würdest du reagieren?

Stets auf der Suche nach Ausgleichsmöglichkeiten für unser schlechtes Klimagewissen, sind wir heute auf ein wirklich schönes Projekt gestoßen: Die Batubambu Kids Foundation. Da die Initiative ganz in der Nähe von unserem Hostel ansässig ist, fahren wir kurzentschlossen hin, um uns ein Bild zu machen. Mukla, ein freundlicher junger Mann erklärt uns, was das Projekt macht und welche Ziele verfolgt werden: Bildung für Kinder mit einem ökologischen Hintergrund und unter Berücksichtigung traditioneller einheimischer Techniken. Den Großteil seiner Einnahmen generiert ein (recht hochpreisiges) Surferhotel, jedes der Zimmer trägt den Namen eines Schülers oder einer Schülerin, für deren Ausbildung das Projekt aufkommt. Darüber hinaus tragen Spenden zur Finanzierungbei. Am wöchentlichen Kids Day haben Kinder aus der Nachbarschaft die Möglichkeit, Englisch zu lernen, zu musizieren, Spaß zu haben. Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehören auch zum Programm; so wird derzeit ein Plastik-Recyclinghof gebaut und das Sammeln von Plastikmüll in der Umgebung gehört auch zu den Kid’s Days.

Lombok, Kuta, 28.10.2019

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