Strandparadiese in Kuta, Lombok

Der Roller hat keinen Tacho, die Verschlüsse unserer Helme sind so rostig, dass man sie zwar schließen, aber kaum mehr öffnen kann, die Vorderbremse stottert so arg, dass ich beim Festhalten des Lenkers fast Krämpfe bekomme, die Hinterbremse geht dafür gar nicht. Aber einen Vorteil hat der Leihroller, wie mir unser Hauswirt erklärt: Er ist nicht versichert, also auch besonders günstig: 50000 Rupien, rund 3€ pro Tag. Jedenfalls bringt er uns bei überaus vorsichtiger Fahrweise über die kleinen Bergstraßen zu den benachbarten Stränden.

Die Kraft des indischen Ozeans ist im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend. Wenn ich am Mawun Beach knietief in der Brandung stehe, zieht mir das Wasser kurz bevor die Welle kommt die Füße weg. Anschließend überspült mich ein gigantischer Schwall und drückt mich auf den Boden. Das Wasser ist in der Brandung doppelt so schwer wie normal, denn es trägt jede Menge hochgewirbelten Sand mit. Wer durch die ersten beiden Wellenberge hindurchtaucht, findet sich in gut schwimmbarem Wasser – aber aufgepasst: Je nachdem, ob Ebbe oder Flut herrscht, zieht die Strömung mächtig heraus oder drückt hinein.

Die meisten Strände hier an der Südküste von Lombok liegen jeweils innerhalb eines Halbkreises aus kleinen Bergen. Wie ein gigantisches Hufeisen umschließen die Felsen eine Bucht, an der Basis liegt ein zig Meter breiter, mehrere Kilometer langer schneeweißer Sandstrand. Wir haben folgende besucht: Mandalika (riesig, seicht, ausreichend Infrastruktur), Tanjung Aan (riesig, seicht, viele Strandbuden), Mawun (Bilderbuchstrand, rasch tiefer werdend mit sehr starker Strömung und Brandung, auch einige Strandbuden), Selong Belanak (…)

Hier ist ein Paradies für Surfer; jedes zweite Moped hat eine Surfbretthalterung angeschraubt. Einfache bis mittelpreisige Unterkünfte gibt es in Mengen, sogar einige hochpreisige, die für uns nicht annähernd in Frage kommen. Der indonesische Staat hat hier offenbar ein gigantisches Infrastrukturprojekt angestoßen: Während sich die Hauptstraße kurvig und schlecht asphaltiert abseits der Küste durch die Berge schlängelt, sind die Stichstraßen zu den Stränden ausgebaut wie kleine Autobahnen. Hier sind Bauplätze für Wohnanlagen und Parkplätze für zigtausend Feriengäste errichtet worden. Die Region ist nicht nur bei westlichen Touristen beliebt, sondern auch bei vielen Indonesiern. Überall wird gebaut, viele Resorts und Geschäfte entstehen neu. Ich frage mich bloß, wo das Süßwasser für derart viele Menschen herkommen soll. Jetzt, gegen Ende der Trockenzeit sieht die Landschaft aus wie eine Halbwüste. Überdies sind Arbeiter an einigen Stellen damit beschäftigt, den kärglichen Bewuchs zu roden und an den Flanken der staubtrockenen Berge kokeln immer wieder Buschbrände.

Kuta, Lombok, 27.10.2019

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