Eisenerz und Grüner See

Die schöne Ortschaft Eisenerz hat schon bessere Tage erlebt, viel Leerstand, aber auch schöne alte Gebäude zeugen von der langen Geschichte des hiesigen Eisenerzabbaues. Schon als wir am Leopoldsteiner See auf das Städtchen Eisenerz zufahren, leuchtet uns in allen Rottönen der gigantische Tagebau entgegen. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Bergleute den halben Berg abgetragen.

Am nächsten Tag geht’s weiter Richtung Grüner See. Gespeist von einigen Quellen entsteht dieses glasklare Gewässer jedes Frühjahr neu, eines der schönsten Geotope Österreichs.

Ein wenig abgelegen ist er außerdem, der Grüne See: Wir fahren rund eineinhalb Stunden auf einer steilen Schotterstraße durch zahllose Haarnadelkurven im ersten oder zweiten Gang bergauf, dann ab dem Hiaslegg bergab, was fast noch spannender ist: Wieder erster, zweiter Gang und Stotterbremse.

Am Hiaslegg

Der Weg lohnt sich zweifellos.

Am Grünen See
Spiegelung
Bei den Quellen

Bei den Quellen führt ein kleiner Steg übers Wasser. Vor einigen Jahren bin ich dort vorbei getaucht – damals war der Wasserstand rund drei Meter höher und das Tauchen war noch erlaubt.

Forelle

Auf dem Weg zum nächsten Stellplatz hat unser lieber Bus Jubiläum!

300000
Maskottchen freuen sich

Durchs Gesäuse

Eigentlich wollten wir ja auf der Enns paddeln. Aber: Schon vor Wörschach erscheint uns die Enns wie ein Kanal, der am Rande seiner Aufnahmekapazität steht. Mehr Wasser als wir mögen. Nein, das ist nichts für uns.

Gesäuseeingang

Also folgen wir der Enns weiter, soweit es geht, per Fahrrad und dann mit unserem braven Bus. Normalerweise kennt man Flüsse, die aus den Bergen zu Tal fließen, die Enns aber schlängelt sich hier mit geballter Wasserkraft rein in die Felsen. Daher auch der Name Gesäuse, nur dass es zur Zeit der Schneeschmelze eher an ein Gedonner erinnert.

Am Gesäuseeingang
Gesäuseeingang

Wir bestaunen die Stromschnellen der Enns, die sich durch ein enges Gebirgstal zwängt. Ein schmaler Streifen Auwald begleitet den dahin donnerden Wildfluss. schroff steigen die Felswände beiderseits in die Höhe.

Das Wetter in den Bergen ist sehr wechselhaft. Bei Regen gibt es ein wirklich sehenswertes Kulturprogramm: Den nächsten Tag verbringen wir großteils im Stift Admont. Fast tausend Jahre besteht der Benediktinerstift. Besonders berühmt ist sie wegen der größten Klosterbibliothek der Welt.

Der barocke Bibliothekssaal

Doch auch der Rest des Klostermuseums ist sehenswert und museumsdidaktisch gut aufbereitet.

Für jeden was dabei
Uralte Handschriften
Naturkundliche Sammlungen
Auf der alten Schulbank

Das Gesäuse ist perfekt für Wanderer und Outdoorfreunde. Mindestens einmal täglich regnet es, zwischendurch scheint zuverlässig auch immer wieder die Sonne und trocknet unsere klammen Klamotten.

Im Xseis
Wie viele Planeten brauch ich?

Im Nationalparkzentrum am Weidendom informieren wir uns über ressoucenschonende Lebensweise und bestimmen unseren ökologischen Fußabdruck.

Eine kleine Wanderung zur Lahnalm rundet unser Programm im Xseis ab.

Zweifel

Schön langsam kommen mir Zweifel, ob ich den Blog noch so weiter führen soll. Überall in Oberösterreich und im Salzkammergut, wo wir in letzter Zeit vorbei kamen, hat sich die Situation für Reisende im Kleinbus verschlechtert. Im Chiemgau und in Sachsen war es schon früher so. Frei stehen kannst du inzwischen so gut wie nirgendwo mehr. Schöne Plätze, wo wir vor wenigen Jahren noch gratis oder für einen geringen Obolus übernachteten, sind mittlerweile mit Halteverboten, Schranken und Schildern mit drakonischen Strafandrohungen versperrt.

Natürlich verstehe ich die Anwohner, die vielleicht auch selbst mal gern am See/ am Berg/ in der Natur parken wollen. Aber muss man dafür gleich ein generelles Haltverbot für Wohnmobile aufstellen? Selbst an meinem Haussee daheim darf ich nun mit dem VW-Bus nicht mehr parken. Wie soll ich mein SUP nun dort hin bringen? Dass der T4 nicht mehr Platz braucht als ein moderner SUV oder Pkw, ist dabei unerheblich. Und dass ich, im Gegensatz zu manchen anderen Zeitgenossen fast immer noch den Müll dort aufsammle, interessiert ja auch niemanden.

Heute stehen wir in Obertraun am Hallstätter See. Der Parkplatz ist eben und gepflegt. Er verfügt über einen Mülleimer, keine Toilette, das ist alles. Kostenpunkt: 30€ Stellgebühr und Kurtaxe. Vor zwei Jahren waren es noch 12€. Vielleicht sollten wir lieber Länder wie Aserbaidschan, Armenien und Kasachstan besuchen, da gibt es angeblich nicht so viele Wohnmobilisten.

Neulich waren wir ein paar Tage am Attersee und Wolfgangsee. Dort sind tagsüber viele Parkbuchten fest besetzt von Vans und Wohnmobilen. Fischer, Taucher und Radlfahrer konkurrieren mit den Einheimischen um die wenigen Plätze. Kein Wunder, dass diese stinksauer auf Gäste sind, die wenig oder kein Geld dalassen, aber dafür jede Menge Müll und Fäkalien.

Wir übernachten etwas abseits an einem der wenigen Plätze, wo das Freistehen noch nicht verboten ist. Neben uns steht ein größerer Pkw aus Tschechien. Eine fünfköpfige Familie speist vom Gaskocher, sie sitzen auf aberwitzig winzigen Höckerchen und frieren offensichtlich – es ist noch kühl in den Bergen Anfang Mai. Wir fragen, wie sie alle in dem Auto Platz zum Schlafen finden. „Wir schlafen im Wald.“, ist die Antwort des Vaters. Jeder, wie er’s mag.