Malaka, Melaka oder Mallacca – geschrieben wird der Name dieser Stadt auf vielfältige Weise. Geschichtsträchtig und bunt ist die knapp 400000 Einwohner zählende Küstenstadt an der nach ihr benannten Straße von Malakka. Aufgrund der vielen historischen Gebäude wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben. Bis heute ist Malakka Stadt und Staat innerhalb Malaysias, einst war es ein eigenes Sultanat. Im Jahre 1402 rastete hier ein reisender Prinz unter einem Baum an der Mündung des Flusses. Als ein Reh einen seiner Jagdhunde mit einem Tritt der Hufe in den Fluss beförderte, deutete der Prinz dies als gutes Omen und gründete das Sultanat. Das niederländische Stadthuijs, die Ruine der St. Paul’s Kirche und die verwinkelte Altstadt zeugen ebenso wie die hervorragende indische, chinesische, malayische und internationale Küche von der bewegten Geschichte dieser Stadt, die früher so wichtig für den Handel gewesen ist. Der Hafen ist heute bedeutungslos, da viel zu flach für die großen Überseeschiffe.
Viele malayische, koreanische, chinesische und auch ein paar westliche Touristen kommen, um den charmanten Flair der Stadt zu genießen. Wenn auf der Straße laute Musik wummert und rummst, handelt es sich keineswegs wie bei uns um junge Männer in ihren zu mobilen Stereoanlagen umgebauten Angeberautos: Vielmehr wurde die Tradition der in Südostasien allgegenwärtigen Fahrradrikschas hier auf eine merkwürdige Spitze getrieben. Die Beiwagenrikschas für zwei bis drei Passagiere sind mit riesigen Rückenlehnen, LED-beleuchtetem Plüschdekor (Hello Kitty, Baby Shark oder Minion) und wattstarken Stereoanlagen ausgestattet.
Wir schlendern durch das historische Zentrum, besichtigen die museumsdidaktisch unterirdisch schlechte Ausstellung im Stadthuijs, erklimmen den St.-Pauls Hill und buchen eine Flußrundfahrt. Vom Boot aus bestaunen wir die mit riesigen Kunstwerken bemalten Häuser am Ufer, die ein wenig an Amsterdams Grachten erinnern. Am meisten amüsieren wir uns über das Verhalten unserer indischen Mitfahrer: In jeder erdenklichen Pose und Kombination fotografieren sich die Leute pausenlos gegenseitig und selbst.
Für die letzten 250 Kilometer über Land braucht unser Bus rund dreieinhalb Stunden. Wir brechen zeitig auf, fahren wieder mal per Grab-Taxi zum Zentralbusbahnhof Melakka. Dieser ist zwar fast so groß und kompliziert wie ein Flughafen, verfügt aber weder über ausreichend Toiletten noch über Kaffee zur frühen Morgenstunde um halb acht. Traurig. Auf der Fahrt im klimatisierten Luxusreisebus stellen wir wieder einmal fest, dass die malaysischen Autobahnen deutlich besser sind als deutsche. Der Fahrer unterhält uns mit endlosen indischen Bollywood-Schmachtfetzen.
Abermals ziehen sich endlose Palmölplantagen an der Straße entlang; von Horizont zu Horizont nichts als Ölpalmen. Diese Monokultur ist ein trostloser und trauriger Anblick, eine Biowüste, geschuldet und verursacht durch den Hunger von uns Konsumenten nach billigem Palmöl. Nur eins sieht noch trostloser aus: Wenn nach einigen Jahren der Ertrag der alten Bäume sinkt, werden sie gefällt. Die Stämme werden abtransportiert, die abgehackten Blätter bleiben auf dem Boden liegen; hässliche Kahlschlagflächen, die bald mit frischen Palmsetzlingen neu aufgeforstet werden. Man fragt sich bloß, wie lange das der Boden mitmacht, bis er komplett ausgelaugt ist.
Auf der Fahrt nach Singapur, 24.11.2019