Letzte Etappen in NZ

26.01.2020 Odyssee und miese Höhle

Ein langes Wochenende steht an! Montag ist Feiertag und jeder hat frei. Entsprechend geht es auf den Straßen, an den Stränden, eigentlich überall rund. Wir wollen die Waipu Höhle besichtigen und nehmen dafür sogar eine 19 Kilometer lange Schotterstraße durch die Berge auf uns. Der Parkplatz an der Höhle ist dann genauso enttäuschend wie die Toilette – alles voll. Die Höhle macht auch keinen Spaß, denn auch sie ist voll. Wir treten den Rückzug an und versuchen unser Glück an den verschiedenen Stränden in der Nähe. Aber es ist überall das gleiche: Menschen, Autos, Boote… kein Platz. Letztlich fliehen wir in die Berge und stellen uns auf einen kleinen Eco Retreat mitten im Nirgendwo. Hier weht wenigstens ein leichter Wind. Barry und seine Frau haben sich für den Ruhestand ein großes Stück Land nahe am Bald Rock gekauft uns verwandeln das ehemalige Farmgelände Stück für Stück in eine Mischung aus Farmstay und Campingplatz. Sie vermieten auch kleine Wohnwürfel und Bauwagen, Dusche und Strom sind solarbetrieben. Wir genießen noch einmal die Ruhe und campen weitab von allen anderen ganz allein im Wald auf einem Berg: Die Sonne geht hier nur für uns unter und die Sterne leuchten exklusiv!

Der Zufall schickt uns durch dichten Rückreiseverkehr zur Stillwater Reserve, einem in die Jahre gekommenen großen Campground neben einer kleinen Flussmündung an der Hibiscus Coast. Im Brackwasser des Flusses kann man baden, doch wir sind die einzigen, die es wirklich tun. Wir sollen aufpassen, dass wir auf keine Stachelrochen treten, rät uns ein älterer Herr. Überhaupt ist dieser Platz voller Kiwi-Dauerbewohner, außer uns gibt es keine ausländischen Tagesgäste. Der volltätowierte Nachbar grüßt nicht nur sehr freundlich, er bewohnt ein Mega-Wohnmobil. Der alte Linienbus ist sicher 15 Meter lang und verfügt über Holzofen, ein Riesenvorzelt und einen Werkzeugschuppen. Ich spreche ihn darauf an: Er sei ja scheinbar ziemlich gut ausgerüstet, ob er nicht vielleicht eine Ratsche mit 14er Nuss und Verlängerung für mich hätte? Ja klar, er ist gern behilflich. Eine halbe Stunde später habe ich den Beifahrersitz aus- und wieder eingebaut. Andreas verschwundener Ohrring ist wieder da!

Wie bringt man den Inhalt eines Wohnmobils in zwei Rucksäcke? Als die Sonne schwächer und es halbwegs erträglich wird, beginnen wir den Bus komplett auszuräumen. Sogar die verloren geglaubte Stirnlampe taucht wieder auf! Zwei Monate haben wir nun in unserem Toyota Hiace gewohnt, aber in jeder einzelnen Ritze und in jedem hinterletzten Winkel ist irgendein wichtiges Teil für eine Weile abgetaucht. Wir waschen ein letztes Mal in Neuseeland eine Maschine Wäsche und verabschieden uns von dem ein oder anderen Kleidungsstück, das allzu löchrig oder fleckig geworden ist.

Am nächsten Morgen treten wir die letzte Etappe nach Auckland an. Durch das vorangegangene lange Wochenende sind nach wie vor alle Straßen verstopft. Sobald wir den State Highway 1 erreichen, geht so gut wie gar nichts mehr. Für die gut 30 Kilometer brauchen wir fast zwei Stunden. Die Jucy-Zentrale Auckland liegt am internationalen Airport. Mit ein wenig Wehgefühl geben wir das Auto ab: 7148 Kilometer hat das treue Gefährt uns durch Neuseeland getragen. Unser indischer Transfer-Taxler bringt uns sofort wieder in eine andere Dimension des Reisens! Die letzten Monate hatten wir ja stets unser eigenes Schneckenhaus dabei, das ist jetzt vorbei. Der hyperaktive Inder versichert uns auf den zehn Minuten Fahrt bestimmt 20 Mal, dass wir bei ihm in den besten Händen seien und er uns direkt an der Haltestelle für den Citybus absetzen würde. Den Rest kann man nicht verstehen, denn sein Englisch ist ziemlich schlecht.

Wir entscheiden uns für ein Returnticket, denn übermorgen müssen wir ganz zeitig wieder am Flughafen sein. Günstiger als mit dem Skybus kommt man nicht zum Flughafen. S-Bahn oder sonstige öffentliche Verkehrsmittel außer ein paar Bussen gibt es nicht. Entsprechend chaotisch sind die Straßenverhältnisse. In Auckland wohnen etwa 1,5 Millionen Menschen, in ganz Neuseeland vier! Die Stadt wächst überproportional und die Infratruktur kommt nicht mit. 40% der Einwohner sind keine gebürtigen Kiwis, sondern Einwanderer, vor allem aus Asien. In der City angekommen stellen wir das Gepäck im Jucy-Hostel ab und machen uns zu Fuß auf eine kleine Erkundungstour durch den Hafen. Die Luxusyachten im Hafen sind teilweise drei- bis fünfmal so groß wie die Wohnmobile und Tinyhäuser, die wir so auf den Campgrounds hier gesehen haben. Meist wohnten da Rentner drin, die ihr festes Haus aus Kostengründen aufgegeben hatten und ganz ins Mobilheim gezogen sind. Was wohl so ein Liegeplatz in der ersten Reihe kostet?