Die historischen Bauten sind atemberaubend! Allein schon die Dimensionen sind riesig. Am ersten Tag haben wir uns die äußeren Bereiche der Roluos Gruppe mit dem Bakong Tempel ausgesucht und besuchen zum Schluss noch den Prasat Banteay Kdai. Gigantische Mauern umschließen riesige Areale, inmitten weitflächiger künstlich angelegter Seen liegen Inseln, auf denen raumgreifende Tempelanlagen stehen. Wir treten durch dunkle Torgänge in weitläufige Flure. Überall zweigen seitlich weitere Gänge ab, teils wandeln wir durch lichte Galerien, teils bücken wir uns durch finstere, enge Durchlässe. Unendlich scheinen die sich ergebenden Blickachsen über mehrere Gebäude hinweg. Die Baumeister wussten genau, wie sie mit Raum, Proportion und Symmetrie den größtmöglichen Effekt erreichen, um die Herrlichkeit der heiligen Stätten zu unterstreichen. Hoch aufragende Türme wechseln sich mit weitläufigen Seitenflügeln ab. Wo es Stufen zu erklimmen gibt, sind diese sehr schmal und extrem hoch: Wie um vom Besucher Demut einzufordern. Einen besonderen morbiden Charme verströmen große Teile der Anlage, die am Verfallen sind. Überall nagt der sprießende Dschungel an den uralten Sandsteinmauern. Wurzeln sprengen Mauern, Dächer drohen zusammenzubrechen.
Wieder andere Gebäude wirken, als wären sie erst gestern errichtet. Tatsächlich sind manche der Tempel seit über tausend Jahren ununterbrochen in Gebrauch und immer wieder in Stand gesetzt worden. Vom Hinduismus zum Buddhismus und zurück umgewidmet wurden sie auch von Bilderstürmern angegriffen: Die vielen kopflosen Buddhas sprechen Bände darüber. Andere Teile sind in Vergessenheit geraten und verfallen, manche bis heute noch im Wald versteckt. Die altehrwürdigen Stätten sind für Buddhisten immer noch heilige Orte. In einer schummrigen Kapelle hockt eine Frau vor einer sitzenden Buddhastatue. Sie drückt uns ein paar Räucherstäbchen in die Hand und vollzieht einen Ritus, den wir nicht verstehen. Zum Schluss, nachdem wir uns dreimal verbeugt haben, erhalten wir jeweils zwei Stoffbändchen ums Handgelenk. Natürlich wird eine kleine Spende nicht abgelehnt.
Allerdings sind die Tempelreste leider stellenweise von chinesischen Touristengruppen eng umstellt. Ohne jede Rücksicht besetzen sie jede freiwerdende Lücke um die besten Fotomotive herum. Da wir schon spät dran sind, bleibt uns nichts anderes als die Horden zu umgehen und in ruhigeren, weniger bekannten Bereichen unser Glück zu versuchen. Das Areal des Tempels ist ja groß genug.
Die Wurzeln riesiger Urwaldbäume haben vielfach Dächer, Mauern, Pflaster durchdrungen und gesprengt. Im Laufe der Jahrhunderte sind dann die Wurzeln verrottet und die Steine kollabiert.
Am beeindruckendsten waren für mich der Bayon (Gesichtertempel) und der kleine, von Urwaldriesen gesprengte Turm Prasat Prey, wo wir ganz alleine durch den Urwald gewandert sind. Angkor Wat selbst ist riesig und wohlerhalten, aber extrem von Touristen überlaufen. Es war eine gute Entscheidung, dass wir uns für die historischen Stätten drei Tage Zeit genommen haben. So konnten wir auch ein paar vergessene Flecken erkunden, wo wir uns als Entdecker gefühlt haben.
Zum Abschluss des gelungenen Besuchs gab es noch ein kleines Leckerli vom Kambodscha-Grill.