Die Klingonen sind on the road. Man sieht deutlich die Erleichterung…
Zuvor war’s noch ziemlich spannend, denn das Taxi kam ewig nicht, die Zentrale hatte den Fahrer zu unserem Ziel geschickt, statt zu unserer Adresse. Aber der Taxler kam dann doch noch und er war ein echter Könner am Steuer. Mit quietschenden Reifen hat er uns quer durch die Stadt gebracht.
Sind schon in Eldorado. Zwischendrin immer wieder kein Netz, aber das ist normal hier. Jetzt die vierte Polizeikontrolle, aber keine Probleme bisher.
Die von der Fernstraße abzweigenden Seitenstraßen in die Dörfer entlang der Strecke sind fast alle mit Erdhaufen oder Baumstämmen blockiert. So wird hier die Quarantäne durchgesetzt.
Auf der Straße ist fast kein Verkehr, kein Wunder. Wir kommen gut voran. Der nächste brenzlige Punkt wird die Provinzgrenze von Misiones nach Corriente bei der Stadt Posadas. Wir hoffen sehr, dass uns dort kein durchgeknallter Provinzsheriff aufhält.
Obwohl wir immer noch in einer extrem dünn besiedelten Gegend unterwegs sind, habe ich immer wieder mal kurz Netz. Beiderseits der Straße Urwald, Eukalyptus- und Pinienplantagen, dann wieder Urwald.
Puerto Rico. Wieder Kontrolle. Alles gut. Wir haben inzwischen dreimal gehalten, um andere Leute aufzunehmen. Offenbar alle über die Botschaften.
Santo Pipo. Der Bus ist schon zu einem Drittel voll. Ich habe gerade Annika, die allein weltreisende Radfahrerin persönlich kennengelernt, mit der ich seit ein paar Tagen im Chat war. Sie hat den Bus bei den letzten zwei Haltestellen wegen langwieriger Polizeikontrollen verpasst, uns im PKW der Honorarkonsulin verfolgt, überholt und beim nächsten erwischt. Nun verteilt Annika Formulare vom Konsulat an alle Deutschen. Es handelt sich um Kostenübernahmeverpflichtungen, denn wie es scheint wird uns die Busfahrt nun doch in Rechnung gestellt. Also war der schöne Spaziergang gestern zu den verschiedenen Geldautomaten der Stadt eine reine Sportveranstaltung mit Kostenfaktor. Braucht irgendwer argentinische Pesos?
Posadas, jetzt kommt bald die Provinzgrenze, es wird spannend… Aber vorher nochmal ein Stopp, diesmal nicht auf freier Strecke, sondern fast normal im Busterminal. Seit einer halben Stunde kurven wir kreuz und quer durch Posadas. Entweder der Fahrer hat sich verfahren… endlich, jetzt halten wir, neue Fahrgäste steigen ein.
Zehn Kilometer weiter, an der Grenze zur Provinz Corrientes stehen wir schon seit einer Weile. Die Polizei verhandelt mit den Busfahrern… Ein Beamter fotografiert den Bus von allen Seiten. Man verhandelt lange, ein anderer Beamter telefoniert. Wir fotografieren mal lieber nicht. Jetzt stehen die Polizisten untätig da, offensichtlich warten sie auf einen Rückruf von ihren Vorgesetzten. Nichts passiert. Eine bizarre Situation, wir beobachten unsere Beobachter. Nun haben sie unseren Fahrer geholt und diskutieren mit ihm im Schatten eines kleinen Bäumchens. Der Busfahrer telefoniert, reicht sein Handy an den Polizisten…. man desinfiziert sich die Hände, das Telefon aber nicht…
Jetzt ist unser Bus noch ein wenig weiter von der Straße herunter an den Rand gefahren, das dauert noch. Wir stehen hier seit einer Stunde… gerade kommt nochmal die Mail von der deutschen Botschaft herein, ob wir den Flug wahrnehmen wollen. JA, JA, JA, das haben wir doch schon neunmal bestätigt! Egal, nochmal.
Abfahrt! Endlich.
18.00 Uhr. Noch 200 km bis Corrientes, dem nächsten planmäßigen Halt. Haben eben den riesigen Stausee des Rio Parana hinter uns gelassen, seit Stunden sind rechts und links der Straße endlose Baumplantagen zu sehen. Die gigantische Monokultur beliefert die Bau-und vor allem die weltweite Papierindustrie.
Die Sonne geht langsam unter. Zum Glück gibt es eine Ladebuchse für mein Handy unterm Sitz. Danke an alle, die daheim mitfiebern! Übrigens: Der Blog hat ziemlich gute Einschaltquoten, derzeit 4927 Aufrufe. Viele liebe Freunde haben uns Glückwünsche geschickt und drücken die Daumen, das gibt uns Kraft.
18.30, wieder ein Stop, diesmal Militär. Jetzt geht es aber schon nach wenigen Minuten weiter. Ob uns Gauchito Gil geholfen hat? Der Volksheilige wird hier sehr verehrt, überall sieht man kleine Altäre mit roten Fahnen neben der Straße. Auch direkt neben der letzten Kontrollsperre.
Die bizarren Emailaktionen der deutschen Botschaft setzen sich fort. Eben hatten wir wieder kurz Netz, jetzt berichten ein paar der Schicksalsgefährten, sie hätten schon wieder Mails von der Botschaft: Sie sollen nochmals rückbestätigen, dass sie den Flug LH345 nehmen wollen. Andere bekommen keine Mail. Könnt ihr euch vorstellen, wie sehr das zu unserer Verunsicherung beiträgt?
20:00, etwa 25km vor Corrientes. Wieder Kontrolle. Diesmal kommen wir schon nach einer Viertelstunde wieder los. Überhaupt scheint Corrientes sehr wichtig zu sein. Der nächste Kontrollposten nur 25km weiter. Diesmal springen nicht nur Polizisten, sondern auch weißbekittelte Männer mit digitalen Infrarot-Fieberthermometern herum. Es dauert…
20.45 Endlich der nächste planmäßige Stop. Fünf weitere Versprengte steigen ein. Die Botschaft mailt jetzt an manche Leute im Bus weitere Erklärungen. Diese soll man ausdrucken und ausfüllen. Zu dumm, dass keiner hier einen Drucker zur Hand hat, von Steckdose ganz zu schweigen. Der nächste Checkpoint ist nicht weit, direkt an der Auffahrt der Brücke über den Rio Parana. Polizei und medizinisches Personal. Es dauert nur ein paar Minuten, da fährt unser Bus auch schon hinüber Richtung Resistencia in der Provinz Chaco. Dadurch verlängert sich unser Weg um weitere 200 km. Wenn nicht noch weitere Haltestellen und Umwege dazu kommen. Kontrollpunkt der Gendarmerie. Oder will er nur möglichst viele Kontrollpunkte abgrasen?
Nein, sicher nicht. Wir sammeln gestrandete Menschen in einem riesigen Land ein, jede und jeder der einsteigt, trägt ein Lächeln im Gesicht. Es wäre egoistisch, sich zu beklagen. Da wir mit Chaco eine neue Provinz betreten, geht jetzt auch eine neue Fotosession los. Mal sehen, ob der Vorgesetzte telefonisch erreichbar ist. Oder in Siesta? Nein, unmöglich, es ist ja schon 21.15 Uhr.
Wir fahren 50m weiter und erreichen den nächsten Kontrollpunkt. Diesmal von der Polizei. Praktischerweise steigen auch gleich neue Schicksalsgenossen ein. Am nächsten Kreisel drehen wir um, es geht zurück nach Corrientes. Gut daran ist, dass wir keine zusätzlichen 200km fahren. Schlecht, dass wir die letzten 30 km mit der größten Dichte an Checkpoints jetzt nochmals in der anderen Richtung durchfahren.
22:40 Wir sind etwa 60 km südlich von Corrientes, insgesamt haben wir in knapp 12 Stunden rund 700km zurückgelegt. Die letzte Stunde war ruhig, keine Kontrollen. Die meisten Leute schlafen, das probiere jetzt auch.
Gott sei Dank 😍❤️
Hurra, hurra, hurra, lieber Jochen, liebe Andrea, liebe Pia:)
Natürlich hab ich die Dramatik der letzten Wochen für euch mitverfolgt. Ein Luftsprung jetzt, ein dickes DANKE an wen auch immer, und wer auch immer seine schützende Hand über euch hält und dass ihr das so tapfer bewältigt. Ganz liebe Grüße aus Emmerting und kommt gut und wohlbehalten heim! Andrea
Danke!!!
Ich bin so froh. Heute Nacht werde ich sicher besser schlafen. 3 Küsse nach Argentinien!
Hoffentlich. Momentan ist es SEHR spannend… stehen an der Provinzgrenze…
der kasten bier wartet. doch gemach. es hat keine eile. das bier hält sich bis weit in den sommer hinein. gute heimreise. wann immer es sein mag. viele grüsse klaus
Da freuen wir uns drauf! Aber hoffentlich wirds nicht erst im Sommer was mit der Heimreise.