Unterwegs II 4. April

1:30 Uhr, habe ein wenig geschlafen. Von weiteren Stopps oder Kontrollpunkten habe ich nichts mitbekommen. Irgendwas stimmt nicht mit der Klimaanlage. Es ist feucht hier drin wie im Dschungel, die Fenster sind komplett angelaufen. Draußen muss es viel kälter sein.

Wir sind etwa 100km südlich von Mercedes, also haben wir etwa 350km bis zum nächsten planmäßigen Halt in Gualeguaychu oder 600km bis zum Ziel, dem Flughafen Ezeiza in Buenos Aires. Bei Chajari müssten wir die nächste Provinzgrenze überschreiten, spätestens dort ist wieder mit einer Kontrolle zu rechnen. Mein Rücken schmerzt, aber bis jetzt ist alles gut gegangen. Wenn alles weiter so glatt geht, schaffen wir es vor dem Abflug von LH345.

2:30 Bis eben fuhren wir auf einer gespenstisch leeren Autobahn, die durchgehend beleuchtet ist. Jetzt stehen wir wieder mal. Kontrolle.

Wir sind in Entre Rios! Die Grenze ist geschafft, ganz ohne großes Trara. Das lässt vorsichtig hoffen.

4:20, bei Colon. Noch 100km bis Gualeguaychu. Keine Vorkommnisse.Vor vier Wochen haben wir hier noch ein paar glückliche Tage verbracht. Das war in einem anderen Zeitalter. Kurz drauf die nächste Kontrolle, wir stehen unter einer Brücke. Es geht schnell, nur 10 Minuten.

Die Toilette von so einem Reisebus ist ja generell nicht so ein besonders schöner Ort. Für unser Busklo gilt das mittlerweile ganz besonders. Seit 18 Stunden sind wir unterwegs, mittlerweile schätzungsweise 50 Personen, da bleiben Spuren zurück. Zwar funktioniert die Spülung, aber am Waschbecken gibt es kein Wasser. Wie war das noch mit dem gründlichen, häufigen Händewaschen? Wir nehmen eine unserer Trinkwasserflaschen mit und benutzen den Rest Handdesinfektionsgel.

5:20 Gualeguaychu. Der Fahrer hat die Heizung angeschaltet. Seit längerem kein Netz,

6:50. Keine Ahnung, wo wir sind. Das Handy findet keine Satelliten. Die Sonne geht auf. Bin wie gerädert.

7:20, noch 25km bis zum Flughafen. Wir fahren durch die Vororte von Buenos Aires. Keine Kontrollen. Ich verstehe dieses Land nicht. Je näher an der Hauptstadt, umso mehr Infektionen gibt es, aber umso weniger Kontrollen.

Korrektur: 60 km bis zum Flughafen Ezeiza. Handy hatte sich aufgehängt. Erste Kontrolle, hat keine 3Minuten gedauert. Wir sind müde und kaputt, aber lang dauert es nicht mehr.

8:45, wir sehen die ganzen Flugzeuge am Boden, biegen gerade ein zum Flughafen. Ein junges Mädchen, das mit der Botschaft in Verbindung steht, hat gerade durchgesagt, dass fast alle mit in den Flieger dürfen, nur bei einem deutschen Ehepaar sei es noch nicht klar. Nicht wir!

Wir sind am Flughafen. Hier sind alle Geschäfte geschlossen. Man kann nirgends etwas zu essen kaufen. An den Automaten habe ich kein Glück. Die Gänge sind dicht belegt mit überwiegend jungen Leuten. Es sieht so aus, als ob sie schon länger hier campieren.

Die französische Boschaft ist präsent mit einem Stand, wo Formulare und kleine Lunchtüten verteilt werden, von den Deutschen Diplomaten hört an, dass diese erst am Spätnachmittag kommen sollen.

Der Flug soll 20:30 losgehen, also können wir es uns noch gemütlich machen. Vielleicht findet sich sogar noch eine Wechselstube für die vielen, vielen Pesos.

Leider nicht. Aber den netten jungen Franzosen neben uns konnte ich mit Panzertape, Kabelbindern und meinem Werkzeug dabei helfen, ihre Räder flugbereit zu verpacken.

Vor kurzem kam hier der Dealer vorbei. Ohne Witz! Schleicht hier rum und flüstert: Sandwich, Completos, Cola… wenn du ihm folgst, führt er dich hinter ein paar Säulen zu seiner Kühlbox, wo das Auge des Gesetzes nicht hinschaut.

Nun stehen alle Passagiere für die drei Flüge in einer riesigen Schlange. Ganz vorn die Spanier nach Madrid, Franzosen nach Paris, dann alles gemischt und hinten wir. Zwei Leute von der deutschen Botschaft sind hier auch vor Kurzem entlang gekommen. Die stehen jetzt vorn ganz wichtig und verteilen neue Zettel.

So, wir sind am Check-in. Man will uns aber nicht abfertigen. Alle anderen rücken an uns vorbei weiter vor. Wir stehen abseits und müssen warten, bis geklärt ist, ob und wie die Bezahlung erfolgt. Hoppla, schneller als ein argentinisches Polizeiaufgebot: Wir müssen eine weitere Kostenübernahmeerklärung ausfüllen. Dann dürfen wir uns bei der nächsten Schlange anstellen, um das Gepäck aufzugeben. Sicherheitscheck, Immigration… 18:00 am Gate. Müde.

19:45 Boarding.

Wenn alles glatt geht, sind wir morgen um 15:00 Uhr Ortszeit in Frankfurt am Main. Von da will Pia nach Erlangen in ihre Wohnung, wir Richtung München.

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