Das Gute vorweg: Wir haben gestern ein Mail von der Botschaft bekommen. Scheinbar ist der nächste Flug für den 1.4. geplant. Wir wissen zwar nicht, ob wir da mit dürfen, haben aber vorsorglich noch einen Flug von Iguazu nach BA für den 30.3. gebucht. Das Brechen der Ausgangssperre zur Anreise zum Flughafen soll nun erlaubt sein. Es ist halt Glückssache, von wem man kontrolliert wird. Manche Polizisten beziehungsweise Soldaten sind besser informiert, andere weniger gut.
Mal sehen, ob dieser Flug stattfindet und falls wir mitkommen, wo wir dort unterkommen können. Hotels und Herbergen sind zum großen Teil für Ausländer geschlossen, am Flughafen campieren bereits einige Gestrandete ohne jegliche Versorgung. Leute dort und in anderen Regionen sind Ignoranz, Beschuldigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Uns geht es im Vergleich dazu gut. Mehrere Menschen bemühen sich, eine Privatunterkunft oder ein Hotel für uns in Buenos Aires zu finden. Es wird seitens der Botschaft dringend davon abgeraten, in die Hauptstadt zu kommen, wenn man keine Bleibe hat. Die Polizeikontrollen greifen hart durch, wenn man auf der Straße gesehen wird.
Ob wir den anderen Flug stornieren können oder dafür etwas zurück bekommen, wissen wir nicht. Umbuchen war nicht möglich, da sind wir an der Webseite der Aerolineas Argentinas gescheitert, auch das Callcenter ist nicht erreichbar. Von Andreas Kreditkarte hat die Airline statt 330€ den vierfachen Betrag abgebucht beziehungsweise zur Abbuchung vorgemerkt. Die ganze Situation stresst uns zunehmend, insbesondere der abrupte Wechsel zwischen Nichts-tun-können und extremer Anspannung.
Gestern habe ich beim Einkaufen ein kurzes Gespräch mit dem Mann im Tante-Emma-Laden geführt. Bisher war es eher ein schweigendes, misstrauisches Abgefertigt-Werden, doch gestern fragte man mich, wo ich her sei. Aus Deutschland, aber schon seit acht Monaten unterwegs. Ob wir gesund seien? Freilich, außer dass wir langsam loco, verrückt werden vom eingesperrt sein. Da hat er gelacht und den Opa dazu geholt, Nachkomme deutscher Einwanderer. Ein paar Worte Deutsch konnte dieser auch noch. Wie mich dieses kurze Gespräch für ein paar Minuten gelöst und auf andere Gedanken gebracht hat! Andrea und Pia dagegen haben seit acht Tagen nicht mehr das Haus verlassen, die Armen. Wie gut, dass wir zusammen sind. Wie schlimm muss es für jemanden sein, der allein eine solche Situation überstehen muss.
Oh man, ihr Armen. 😩 Wir denken an Euch. Es ist so schade…. 😢
Hier ist es als ob es jeden Sonntag wäre. Jedoch mit dem Wissen, nur im Notfall das Haus verlassen zu dürfen. Ohne Garten, eingesperrt bei schönsten Wetter. Es ist so still, am Tag sehe ich vielleicht 5 Personen …. Unsere Mama, die im Krankenhaus liegt, dürfen wir nicht mehr sehen….. Aber das ist natürlich gar nichts, was ihr gerade mitmachen müsst…. Ich hoffe Ihr schafft es gut nach Hause. Wenn ihr Hilfe braucht, sagt bitte Bescheid. Haltet durch. Liebe Grüsse Christin
Liebe Christin,
es ist nicht einfach aber das ist es für niemanden in dieser Situation. Irgendwann wird diese Zeit auch vorbeigehen. Wir haben so viel Hilfe von allen Seiten erfahren, auch Menschen, die wir überhaupt nicht kennen. Darüber sind wir sehr froh. Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Liebe Grüsse Andrea, Pia und Jochen