Aufgrund meines gestrigen Beitrages haben sich einige Freunde gemeldet, die uns finanziell helfen wollten. Danke, das ist nicht nötig. Wir haben selbst noch genug. Der Vermieter ist bezahlt, in bar. Es tut gut, zu hören, dass daheim Menschen Anteil nehmen, obwohl es euch doch selbst nicht gut geht.
Unser Problem ist die extrem rigide Ausgangssperre. Wer diese bricht, dem drohen lange Haftstrafen, man spricht von bis zu 15 Jahren. Gestern war unser Vermieter da, um sein Geld zu holen. Er meinte, mit dem Auto kommen wir nicht so schnell nach Buenos Aires. Er sagte uns, jede Provinz ist mit Polizeisperren abgeriegelt. Beim Übertreten der Provinzgrenzen ist mindestens ein Coronatest fällig, das heißt dann folglich auch Warten auf das Ergebnis. In Deutschland rechnet man mit rund 48 Stunden pro Test, optimistisch geschätzt und falls ein Labor in der Nähe ist. Das dürfte auf die hiesigen Verhältnisse kaum übertragbar sein. Auf dem Weg wären folgende Provinzen zu durchqueren: Misiones, Corriente, Entre Rios, Buenos Aires und die autonome Stadt Buenos Aires. Also mindestens viermal. Derweil ist der Flieger sicher weg. Unsere einzige Chance ist ein Flug in die Hauptstadt. Dort stapeln sich bereits obdachlose Gestrandete, die keine Bleibe finden. Auf der Facebook-Seite „Deutsche in Argentinien“ stehen einige Beiträge zum Thema.
Gestern kamen zwei weitere Tiefschläge: Die
Stadtverwaltung hat die Ladenöffnungszeiten in Iguazu für die nächsten 120 Tage
noch weiter eingeschränkt. Grund: Corona und Dengue. Offenbar gibt es
tatsächlich ein größeres Problem mit Dengue. Coronafälle sind in der gesamten
Provinz Misiones bisher nicht aufgetreten. Aber Dengue ist auch kein Spaß, eher
schlimmer als Covid-19.
Außerdem haben wir erfahren, dass Daniel, ein Mitbewohner aus
dem Hostel mit dem letzten Flugzeug über Brasilien rausgekommen und daheim in
Amsterdam ist. Er hat uns erst Bescheid gesagt, nachdem wir ihn in Sorge
angeschrieben haben. Andrea hatte einen Zusammenbruch. Scheinbar sind wir die
letzten, die es nicht mehr raus geschafft haben.
Im Internet haben wir die Tagesthemen angesehen. Die Politik stellt viel Geld bereit, um die Wirtschaft zu unterstützen. Selbstverständlich gönne ich das jedem betroffenen Unternehmer, besonders den kleinen. Von uns Gestrandeten aber ist nicht die Rede. Sind wir selbstsüchtig? Wir fühlen uns vergessen und verlassen.
Wer hat schon mal Pfannkuchenteig mit einer Gabel angerührt? Ich rate euch ab. Mindestens ein Schneebesen ist zu empfehlen. Ich habe gestern mit der Gabel fast eine Stunde gebraucht. Da wir auch keine Schüssel haben, musste der verbeulte Aluminiumtopf herhalten. Leider schmeckte der Teig dann auch nach Alu, denn ich habe wahrscheinlich erhebliche Mengen des giftigen Metalls beim Rühren vom Boden weggekratzt. Aber was hilfts, wenn die Tochter sich doch Pfannkuchen wünscht? Beim Braten ist dann auch noch das Gas ausgegangen. Heute muss ich sehen, wo ich eine neue Gasflasche bekomme.