Zahlungsproblem 23.03.

Nachdem wir aus Iguazu nicht so bald wegkommen, müssen wir unseren Aufenthalt im Apartment verlängern. Fede, dem Vermieter ist es recht, wahrscheinlich ist er froh über ein paar Einnahmen in diesen düsteren Zeiten. Aber wie sollen wir ihn bezahlen? Über die Webseite AirBnB ist es nicht möglich! Es ist unglaublich, die Seite sperrt einfach den ganzen Kalender bis zum derzeit geplanten Ende der Quarantäne und Ausgangssperre am 31. März! Denkt denn von diesen hirnverbrannten Idioten überhaupt irgendjemand daran, dass hier vielleicht noch Leute festsitzen? Den ganzen Nachmittag verbringe ich mit vielen vergeblichen Versuchen, unsere Wochenmiete an Fede zu schicken oder zu überweisen. Paypal funktioniert nicht. Xoom ebenso. Eine Auslandsüberweisung schlägt fehl. Unglaublich, was man hier alles dafür braucht: Den Geburtsnamen der Mutter, alle möglichen Steuernummern, vollständige Adresse und Telefonnummer. Es hilft nichts. Ich versuche, mich bei payoneer anzumelden, einer anderen Geldtransferagentur. Auch das gelingt nicht. Schließlich mache ich mich völlig entnervt auf den Weg zum nächsten Geldautomaten. Der Maximalbetrag, den ich abheben kann, ist diesmal zum Glück 5000 Pesos, rund 73 Euro. Manchmal bekommt man auch nur weniger als die Hälfte. Dafür ist eine Gebühr von 9,40 Euro fällig. Mit diesen lächerlichen 12,5% habe ich bestimmt irgendeinen fetten Bankier unterstützt.

Mein Weg durchs Viertel zum Einkaufen, eigentlich eine willkommene Abwechslung und die einzige Möglichkeit, sich die Beine zu vertreten, gerät zur Zitterpartie. Unser Viertel liegt offenbar direkt neben einer sehr ärmlichen Nachbarschaft, die ich auf dem Weg zum Geldautomaten durchquere. Google Maps hat mich hier lang geschickt. Den Rückweg will ich anders gehen, nehme ich mir vor. Ein paar Straßen weiter schwelt seit gestern ein Feuer, Brandgeruch liegt in der Luft. Die Rauchfahne kann ich von einem Hügel aus gut sehen. Viele verlassene Häuser und aufgegebene Baustellen, ärmliche Häuser und brachliegende Grundstücke gibt es hier, vergessene Schrottautos stehen rostend auf der Straße. Leute sitzen auf der Straße oder vor ihren Hütten und beäugen mich argwöhnisch, wie mir scheint. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, meine Nerven sind derzeit nicht die besten. Auf dem Weg komme ich in unmittelbarer Nähe auch an ganz normalen Häusern vorbei, deren Bewohner sich durch hohe Zäune, Mauern und Gitter schützen. Wer hier etwas besitzt, muss es offenbar gut bewachen. Stacheldraht liegt in dicken Rollen auf Mauerkronen, manche Zäune tragen eine Bewehrung aus elektrisch geladenem Draht. Der einzige Geldautomat der Gegend steht direkt gegenüber der örtlichen Polizeistation – warum wohl? Rasch bediene ich das Gerät und sehe zu, dass ich wieder verschwinde. Der Supermarkt liegt nahe, ein Lichtblick: Es scheint hier noch fast alle Waren zu geben, wenn auch das Gemüse schon sehr schrumpelig wirkt. Eier werden einzeln ohne Verpackung verkauft. Ich nehme mir vor, morgen mit unserer leeren Eierschachtel wiederzukommen.

Ich bin froh, dass ich mit dem Blog eine Beschäftigung habe. 3498 Seitenaufrufe hatte meine Seite in den letzten sieben Tagen. Offenbar ist es vielen Leuten langweilig. Im Moment, am frühen Morgen läuft das Internet hier wieder flüssig, gestern hat es ziemlich gestockt. Zum Glück haben wir jetzt wieder WLAN und können unser Datenvolumen sparen.

Neben dem üblichen Tagesprogramm (Gymnastik, Informationen suchen, Trinkwasser abkochen, Spanisch lernen, Stadt-Land-Fluss, Kochen) habe ich mir für heute vorgenommen, das Leck an unserer Gasflasche beziehungsweise dem Gasschlauch zu suchen und wenn möglich abzudichten. Immer, wenn wir kochen, riecht es nach Gas… das ist nicht gut. Andrea liest viel und lernt am meisten von uns Spanisch, Pia hört Musik und lernt Gedichte auswendig. Gestern erfreute sie uns durch einen perfekten Vortrag der Bürgschaft, als nächstes hat sie sich den Zauberlehrling vorgenommen. Wir erzählen uns gegenseitig Geschichten und Märchen.  So vermeiden wir, ständig nach Neuigkeiten zu Corona oder unserer Situation zu forschen, um uns nicht komplett verrückt zu machen. Uns geht es hier den Umständen entsprechend gut. Gestern haben wir die Tagesschau angesehen. Angesichts der Berichte über Italien oder auch Venezuela haben wir hier nichts zu jammern.

4 Gedanken zu „Zahlungsproblem 23.03.“

  1. Meine Lieben! Wir können es so machen: Ihr gebt mir die Kontodaten des Vermieters und ich versuche die Überweisung von hier aus? Ich lege Euch das gerne aus.

    1. Liebe Evi, danke dir. Leider klappt es nicht. Wir haben es auch schon versucht, es ist so kompliziert, weil der argentinische Staat es so will. Alles Gute!

  2. Hallo Jochen, Pia und Andrea!

    Mama hat mir von euch erzählt und jetzt wollte ich mich auch melden und euch ganz ganz viel Kraft und Glück wünschen! Ihr übersteht das ganz bestimmt! Was wir manchmal spielen, wenn uns langweilig ist, ist Teekesselchen raten, vielleicht kennt ihr das! Und ganz liebe Grüße und gute Besserung an Pia!

    Alles Liebe aus Wien!

    Lucia

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