Gestrandet und vergessen

Schließlich finde ich Zeit, das Erlebte zusammenzufassen. Der heutige Tag war ein Wechselbad der Gefühle. Heute hat uns unsere Wirtin eröffnet, dass das Hostel in zwei Tagen schließt. Dass wir dann auf der Straße stehen, tut ihr leid, aber sie hat ihre Anweisungen. Fast stündlich änderten sich die spärlichen Gerüchte und Informationen, die wir hier bekamen. Sind die Grenzen offen? Wo ist es besser, hier bleiben, nach Brasilien weitereisen, in eine andere Provinz fahren? Nun steht fest: Es gibt keine Busse mehr. Flüge schon gar nicht. Die anderen Gäste berichten Widersprüchliches. Wir machen uns sofort auf, Informationen einzuholen. Viele Kilometer laufen wir mehrfach zum Busbahnhof, zur Touristeninformation, zur Polizei, zur Fluggesellschaft Aerolinas Argentinas, zu verschiedenen Hotels und Hostels. Nach wie vor sind die Informationen widersprüchlich. Eins ist klar: Die Provinz Misiones wird eine zweiwöchige Quarantäne ausrufen und Reisende sind dabei nicht vorgesehen. Wir bekommen keine neue Unterkunft, wo auch immer wir nachfragen. Angeblich gibt es von Rio de Janeiro oder von Sao Paolo aus noch Flüge nach Europa, aber die Grenze zu Brasilien wurde im Laufe des Tages auch geschlossen. Ein blanker Hohn sind die Antworten der deutschen Auslandsvertretungen: Das deutsche Konsulat in Posadas hat nur eine Dame am Telefon, die weder deutsch noch englisch spricht, dafür sehr schnell spanisch. Bruchstückhaft verstehen wir, dass sie auch nichts weiß. Die deutsche Botschaft in Buenos Aires speist uns mit einer nichtssagenden Email ab. In keinem Wort wird auf unser Problem eingegangen, dass wir binnen Kürze obdachlos sein werden.

Gute Nachricht: Wir haben vielleicht – hoffentlich! ab morgen eine Unterkunft über AirBnB.

Reisen macht unter diesen Umständen keinen Spaß. Wir haben kein Problem damit, eine Quarantäne abzusitzen. Doch wenn hier die Hamsterkäufe losgehen, sind wir bestimmt die letzten die etwas abbekommen. Wer nicht mal einen Kühlschrank hat, kann sich schlecht versorgen bei 40 Grad.

3 Gedanken zu „Gestrandet und vergessen“

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