Leichtfüßig und trittsicher wie die Berchtesgadener Gämsen trippeln wir an den chinesischen jungen Damen vorbei. Mit Kleidchen und Hütchen bekleidet sind sie gleich bei den ersten schroffen Abbrüchen des Pai Canyon stehen geblieben. Während die Mädels geschätzte 1000 Selfies schießen, wandern wir die Schlucht hinunter. Ein riesiger Bergrücken aus Lehm und Kiesel verwittert hier langsam aber sicher. In den von Wasser und Erosion gebildeten Canyons wachsen spärliche Bäume und Stauden, wir balancieren über schmale Grate und klettern rutschige Abhänge hinauf und hinunter. Man könnte hier sicher länger wandern, wir aber bleiben nur eine gute Stunde, bis wir vollkommen durchgeschwitzt zum Moped zurückkehren und Richtung Wasserfall Pam Bok fahren. Die nasse Kleidung klebt uns am Leib, auch im Fahrtwind trocknet sie nicht so schnell, dafür ist sie zu salzig.
Am Ziel wird gerade ein kleines Kassenhäuschen gemauert. Überhaupt stellen wir fest, dass für viele Sehenswürdigkeiten, die früher kostenlos waren, inzwischen Eintritt verlangt wird. Wir haben hier noch Glück und steigen die paar hundert Meter kostenlos hinauf. Oben treffen wir auf einen Einschnitt im Karstgebirge, wo das Wasser frisch, aber leider nicht ganz klar herabschießt. Zum Baden reicht es nicht ganz, aber ein wenig abspritzen können wir uns hier.
Eine alte Eisenbrücke aus der Zeit des zweiten Weltkriegs steht ein paar Kilometer außerhalb von Pai direkt neben der später errichteten modernen Brücke. Viel zu sehen gibt es hier nicht, am interessantesten finde ich die kleinen, terrassierten Reisfelder und die dazu gehörenden Bewässerungskanäle daneben. Die jungen Chinesinnen sind schon wieder da! Oder sind es diesmal andere? Jedenfalls würden sie mit ihren Kameras die arme alte Brücke totschießen, wenn sie es nicht schon wäre. Die Mädels werfen sich mit geschürzten Lippen in Posen wie die Filmstars. Wir überlegen schon, ob wir die beiden auch mal fotografieren sollen? Wahrscheinlich würde ihnen das gefallen.
Mit dem Moped geht es flink die rutschigen und kurvigen Bergstraßen hinauf (und hinunter) zur Bamboo Bridge. Ein sehr lieblicher Fleck! Die Gemeinde des Dorfes hatte die schöne Idee, ihre idyllisch gelegenen Reisterrassen und den Tempel besser zu vermarkten. Auch hier war der Eintritt früher kostenlos, lediglich eine Spende war erwünscht. Nun kostet das Beschreiten der Bambusbrücke 30 Baht (~90 Ct). Dafür wandert man über einen handgeflochtenen kilometerlangen Steg aus Bambus zum Tempel des Ortes. Die Ruhe und Beschaulichkeit der Gegend ist wunderbar! Wir nennen es das Auenland von Thailand.
Weiter nördlich gibt es eine geologische Besonderheit: Vor ein paar Jahren erst taten sich recht ansehnliche Spalten in der Erde auf. Die bis zu etwa zehn Meter tiefen und mehrere Meter breiten Spalten beeindrucken uns sehr. Wir fragen uns, was geschähe, wenn sie gerade jetzt weiter aufbrechen würden, wo wir hindurch wandern. Das Land gehört einem Biobauern, der uns anbietet, durch seine Obst- und Gemüsegärten zu spazieren. Touristen, die den sogenannten Land Split (gespaltenes Land) anschauen, können dies nach wie vor kostenlos tun. Der Mann lädt sogar jeden Besucher zu einem kleinen Imbiss mit Produkten seiner biologischen Farm ein: Es gibt Kürbiscracker, Bananenchips, Tamarindenmarmelade und getrocknete Tamarinden, Sternfrucht und dazu Rosellasaft. Uns gefällt die unaufdringliche Geschäftsidee des netten Mannes. Ich möchte mehr über die Biolandwirtschaft in Thailand erfahren, aber das Gespräch kommt nicht so recht in Gang, weil er fast gar kein Englisch spricht. Natürlich steht da auch es eine Spendenbox. Wir geben anscheinend so reichlich, dass seine Frau uns noch ein kleines Fresspaket aus Kürbischips und Bananen auf den Weg mitgibt.