In Beauvais sollte eigentlich mal die größte christliche Kirche der Welt entstehen. Der damalige Bischof, der zugleich Graf der Landschaft war, muss ein wenig größenwahnsinnig gewesen sein, denn er ließ ein wahres Monstrum von einer Kirche planen. Errichtet wurde nur der Chor des Gotteshauses. Mit 48,50 Meter Höhe ist es dennoch bis heute das höchste Kirchengewölbe der Welt. Zum Glück ging den Leuten in Beauvais ziemlich bald das Geld für den Bau aus und so blieb das Ganze ein Torso. Nichtsdestoweniger ein sehr beindruckender Torso.
Wir haben noch nicht genug von der Gotik und fahren weiter nach Norden. Leider gibt unser treuer alter VW T4 seit einiger Zeit zunehmend lautere Geräusche von sich, der leiseste war er ja noch nie. Aber auf den letzten paar Hundert Kilometern röhrt er wie ein alter Traktor.
Unser nächstes Ziel ist Rouen, zur Zeit seiner Blüte nach Paris zweitgrößte Stadt Frankreichs und durch die Wollweberei eine mittelalterliche Boomtown. Natürlich gibt es auch hier eine Kathedrale, man hielt ja etwas auf sich seinerzeit. Außerdem steht da noch die Uhr le Gros Horloge im gleichnamigen Tor: Sie wurde im 14. Jahrhundert gebaut und lief bis 1928 ohne Störung. 5 Millionen Stunden! Das soll mal eine Apple watch oder ein Laptop unserer Tage nachmachen.
Die Umweltzonen von Rouen haben wir mit viel Mühe umschifft, aber unser Grüner Blitz tönt mittlerweile wie ein heiserer alter Troll mit Bronchitis. Besonders bergauf im ersten Gang klingt es ein wenig nach startendem Starfighter. Abhilfe bringt hoffentlich ein Pflaster aus dem Kaufhaus – hoffentlich hält es möglichst lange. Schwierig genug war es, das Reparaturmaterial zu finden.
Immerhin haben wir es heute bis zum Ärmelkanal geschafft: Sotteville-sur-mer ist ein wunderschönes kleines Dorf und das Wetter spielt auch mit. Ab ins Meer!