Die Schrecken des ersten Weltkrieges sollten uns ermahnen, damit es nie wieder zu solchen Grauen kommt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Überall auf der Welt, sogar in Europa toben auch heute schreckliche Kriege.
Verdun hat sich den Titel „Ville de la paix“ (Stadt des Friedens) gegeben. Ich wünsche mir, dass sich alle verantwortlichen Politiker und Despoten unserer Zeit die Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfe mal in einer ruhigen Stunde genau betrachten mögen. Tatsächlich informieren die Texttafeln im Memorial und im Wald um Fleury devant Douaumont unparteiisch und ohne jeden nationalistischen Pathos über das grauenhafte Blutbad des Stellungskrieges im ersten Weltkrieg 1914 bis 1918.
Seltsam bucklig scheint der Boden hier im lichten Wald. Die Vertiefungen im Boden sind Granatentrichter und die Vertiefungen der Keller von Häusern des zerstörten Dorfes, das hier einst war. Kleine Pfosten mit Schildern erinnern an die Höfe und Handwerkerhäuser, die einst hier standen. Insgesamt sechzehn Mal wurde der Ort abwechselnd von den deutschen und den französischen Truppen erobert und zurückerobert, bis schließlich kein Stein mehr auf dem andern ruhte, kein Baum und kein Strauch, geschweige denn kein sonstiges lebendes Wesen mehr hier existierte.
In den Bunkern und Schützengräben um Verdun starben an die 800.000 überwiegend junge Männer auf beiden Seiten. Im Wald bei Fleury stehen noch heute die Lüftungskamine der französischen Befestigungsanlage Les quatre cheminees. Wir spazieren durch den friedlichen Wald zum Bunkereingang, der tiefer im Geländeeinschnitt liegt. Das Betreten ist verboten, das Gitter aber offen und so kann man einfach hinuntersteigen in die blutgetränkte Erde.
Die von Munition und Blei vergiftete Erde hat sich zu einem Biotop seltener Orchideen entwickelt. Das Dorf Fleury wurde nicht wieder aufgebaut, eine moderne Gedenkstätte ein paar Hundert Meter weiter errichtet. Etwas über zwei Stunden brauchen wir, die Ausstellung zu besichtigen, dann sind wir völlig geschafft. Natürlich ist dies nur ein Ort von vielen, ein Hügel unter Dutzenden, die im Krieg komplett zerschunden wurden. Man könnte noch die beiden Forts und das Beinhaus besichtigen, doch das ist uns heute nicht mehr möglich. Wir sind geschafft von den Eindrücken.