Versorgungsprobleme 30.03.

Es ist so heiß, dass die Straßenhunde wie tot im Schatten liegen, selbst die lästigen Kläffer auf dem Nachbargrundstück verbellen mich nur kraftlos. Der Collie-Schäfermischling bleibt im Schatten und springt nur zweimal gegen den Gitterzaun, der Rottweiler daneben belässt es bei einem bösen Knurren. Auf meinen täglichen Besorgungswegen durchs Viertel habe ich zwei Avokado- und einen Orangenbaum entdeckt. Wo diese stehen, habe ich mir gut gemerkt, fast jeden Tag lege ich meine Wege so, dass ich daran vorbeikomme. Wenn ich Glück habe, liegt da manchmal frisches Fallobst. Letztens konnte ich zwei Avokados und zwei Orangen erbeuten.

Fede, unser Vermieter hat uns informiert, dass die Wasserversorgung der Stadt momentan nicht gewährleistet ist. Wir sollen sparsam mit dem Vorrat umgehen, der noch da ist. Hintergrund: Da hier öfter mal die Wasserversorgung ausfällt, hat so gut wie jedes Haus einen Hochtank auf dem Dach. Sobald wieder Wasser kommt, füllt sich dieser Behälter auf, was bis auf weiteres nicht möglich ist. Leider ist der Tank für mich unzugänglich, ich traue mich nicht da hochzuklettern. Deshalb weiß ich auch nicht, wie viel Wasser da noch drin ist. Bei der Toilettenspülung kam heute eine braune Brühe.

Die weltberühmten Wasserfälle von Iguazu, deretwegen wir hierher gereist sind, liegen beinahe trocken. Unser Vermieter hat uns ein aktuelles Foto geschickt.

Am 14. März war der letzte glückliche Tag unserer Reise. Da sahen wir die Fälle noch anders.

Der Strom ist gestern und heute wieder ausgefallen. Zwar nur für Minuten, aber es ist jedesmal ein Schock. Welche Hiobsbotschaft kommt als nächstes?

Soweit möglich, verfolgen wir lokale Onlinenachrichten. Es scheint tatsächlich bis vor ein paar Tagen noch Inlandsflüge gegeben zu haben, diese wurden aber nur an Argentinier vergeben. Gemeinden entlang der Hauptstraße errichten Straßensperren aus Erdwällen, um sich vor infizierten Reisenden zu schützen. Die Quarantäne und Ausgangssperre wurde bis 12. April verlängert. Viele Verstöße gegen die Ausgangssperre werden gemeldet, die Polizei greift hart durch. Es wird über Fälle von Viehdiebstahl berichtet. Die Zahlen der Infektionen steigen steil an. Ein Team von hundert Ärzten soll aus Kuba kommen, um hier zu helfen.

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