Big brother is watching you! Überall in der Stadt sind Kameras. Erstmal ein komisches Gefühl, als uns das bewusst wird. Sonst kommt uns Singapur sehr sauber und aufgeräumt vor. Darüber hinaus überraschend grün: Entlang der acht- bis zwölfspurigen nigelnagelneuen Autobahn erblicken wir statt Palmölplantagen abwechslungshalber gepflegte Grünanlagen mit schönem parkähnlichem Baumbestand. An der Endstation unserer Busreise stellen wir fest, dass man das Zweitagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel nicht hier, sondern weiter in der Innenstadt bekommt. Also begeben wir uns erstmal auf einen ausgedehnten Ausflug in die Unterwelt. Die S- und U-Bahnen heißen MRT, sind extrem sauber, effektiv und fahren pausenlos. Die Schienen sind vom Bahnsteig an den Haltestellen überall durch gläserne Mauern mit automatischen Türen getrennt: Attentäter, Amokläufer und Selbstmörder haben keine Chance. Schilder, Durchsagen und allgegenwärtige Videobildschirme weisen auf das korrekte Verhalten im öffentlichen Raum hin: Essen und Trinken verboten, Rauchen oder Alkohol undenkbar, selbst Hinsetzen oder grundloser Aufenthalt in den Bahnhöfen ist nicht gestattet.
Sobald wir irgendwo stehen bleiben, um uns zu orientieren oder nur zu überlegen, wo wir überhaupt hinwollen, kommt jemand auf uns zu, um nach dem rechten zu sehen. Die Menschen um uns herum verhalten sich tatsächlich sehr diszipliniert. Die meisten trotten dahin, den Blick fest auf ihr Smartphone gerichtet. Selbst vor Schnellrestaurants gibt es ordentliche Schlangen, wo man sich anstellt, bis ein Angestellter einen zum Tisch führt. Wir sehen viel Grün in der Stadt und sehr wenig Müll am Boden. Gleich in den ersten Stunden hier beobachten wir, wie die Polizei einen jungen Mann verfolgt und festnimmt. Kurz darauf im U-Bahnhof tritt ein Uniformierter mit einer Art Stableuchte unter die Wartenden und scannt Hände, Gesichter und Kleidung. Ist er auf der Suche nach einem Dieb, der markierte Ware oder Geld angefasst hat?
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass die spontane Hilfsbereitschaft in den am wenigsten „entwickelten“ Ländern unserer Reise am größten war. Etwa in Sri Lanka konnten wir uns auch bei mehrstündigen Busreisen darauf verlassen, dass irgendjemand uns schon sagen würde, wann wir aussteigen müssten. Hier in Singapur oder auch zuletzt in Malaysia ist uns so etwas nicht passiert. Heute saßen wir in einem Café und versuchten verzweifelt im dortigen WLAN an zwei Handys herauszubringen, wo wir unser Ticket bekommen. Die Leute an unserem Tisch haben keineswegs Hilfe angeboten, sondern eher genervt reagiert.
Nach ein paar Fahrten mit der MRT haben wir unser Gepäck in der Unterkunft, dem Kapselhotel spacepod@com verstaut. Das ist mit etwa 35€ doppelt so viel wie unsere teuerste Unterkunft bisher überhaupt, aber für hier noch einigermaßen erschwinglich. Die Schlafkabinen sind gestylt wie im Raumschiff.
Wir machen Bekanntschaft mit Dirk aus Düsseldorf, der hier gerade sein Mountainbike zusammenschraubt, um damit einige Monate durch Südostasien zu radeln. In Little India gehen wir preiswert und gut essen, wenn auch doppelt so teuer wie zuletzt in Malaysia. Als wir uns nach einem Spaziergang noch ein Bier gönnen, fallen wir beim Bezahlen beinahe um: 12 Dollar (SGD) für ein 0,33l Bier ist nicht gerade ein Schnäppchen (~8€).
Dafür ist die Dämmerung in den Bay Gardens, dem prachtvollen, weltberühmten Park mit den riesigen künstlichen Baumskulpturen ein kostenloser Genuss.
Am nächsten Tag erkunden wir die berühmten Wolkenkratzer Singapurs noch ein wenig ausführlicher, durchwandern Up- und Downtown, fahren viel mit der Stadtbahn herum und begeben uns schließlich nachmittags zurück zum Kapselhotel. Wir haben hier unser Gepäck abgestellt und dürfen auch nochmal duschen, obwohl wir längst ausgecheckt haben. Insgesamt hat uns Singapur überraschend gut gefallen. Dann geht es wieder mal zum Flughafen und das Kapitel Asien ist beendet. Auf nach Fidschi!