Bayeux

Der weltberühmte Teppich von Bayeux erzählt die Geschichte eines anderen Krieges. Vor fast 1000 Jahren setzte der normannische Herzog William mit seinen Rittern über den Ärmelkanal nach England, um die Angelsachsen bei der Schlacht von Hastings zu schlagen und die Krone Englands zu erringen.

Überaus kunstvoll wurde der fast 70 Meter lange Teppich vor knapp 1000 Jahren wahrscheinlich von englischen oder normannischen Nonnen auf Leinentücher mit Wollfäden gestickt. An Festtagen wurde dieses Prachtstück der Kunstfertigkeit dann in der Kathedrale von Bayeux aufgehängt, um die meist nicht des Lesens kundige Bevölkerung über die geschichtlichen Ereignisse zu informieren. Ein Stück Propaganda, könnte man auch sagen.

Das Inneren der Kathedrale von Bayeux. Hier wurde der Teppich entlang der Säulen aufgehängt.
Die Kathedrale von Bayeux von außen

Im Kurzen spielte sich die Geschichte folgendermaßen ab: Edward, der alte König von England spürte seine Kräfte schwinden. Also sandte er seinen Schwager Harald in die Normandie, um William (Guillaume), genannt der Bastard, zu bestellen, dass er die Krone England erben solle. Harald machte sich brav auf den Weg, wurde jedoch auf der Überfahrt westwärts abgetrieben und geriet in die Gefangenschaft des verfeindeten Grafen Guido. Nach einigem Hin und Her gelang es ihm, zu William zu gelangen. Dieser jedoch war gerade mit einem Zwist mit Abtrünnigen Untertanen in der Bretagne beschäftigt, also musste Harald bei einem Kriegszug dorthin mitziehen. Dabei half er den Normannen so geschickt, dass William ihm anschließend die Ritterwürde verlieh und mit Waffen ausstattete. Dabei ließ er ihn in weiser Voraussicht die Treue schwören. Harald kehrte nach England zurück, inzwischen war aber Edward verstorben. Der treulose Harald brach seinen Eid und ließ sich selbst zum König Englands krönen. William aber blieb dies nicht verborgen; deshalb ließ er eine Streitmacht aufstellen und eine Flotte bauen.

Mit solchen Booten setzten die Normannen über den Kanal

Bei Hastings kam es zur Schlacht, einen ganzen Tag kämpften die normannischen Invasoren gegen angelsächsische Verbände. Harald fiel, ein Pfeil traf ihn ins Auge. William siegte, soweit die Bildsprache des Teppichs von Bayeux. Die englische Krone hat er dann in Westminster bekommen, aber er musste sich schwer behaupten, denn er war nicht beliebt bei den Engländern. Schließlich zogen seine Truppen nach der gewonnenen Schlacht marodierend und plündernd durchs Land. Näheres hierzu unter Teppich von Bayeux – Wikipedia.

Wie man sieht, ist es immer schon dasselbe gewesen. Die großen Herrschaften trachten nach Reichtum, Ruhm und Ehre, die jungen Krieger müssen mit, um etwas zu werden und zu gelten. Frauen und Kinder werden dabei zu Witwen und Waisen, davon ist aber selten die Rede. Die kleinen Leute verlieren dabei bestenfalls Hab und Gut, meist jedoch ihr Leben. Trotz allem ist der Teppich von Bayeux ein kunsthistorisches Meisterwerk ersten Ranges, nicht umsonst wurde es in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.