Zurück nach Thailand

Von Thaketh nach Muktahan

Endlich wieder Busfahren! Frühstück, auschecken, ein Tuktuk organisieren und ab zum Fernbusbahnhof. Gerade als wir einbiegen, kommt uns der internationale Bus entgegen. Das beschert uns eine ersprießliche Stunde Wartezeit. Ich erkunde das Angebot der Läden. Erstaunlich: Etwa zehn Shops gibt es hier, jeder hat exakt das gleiche Zeug zu verkaufen wie die anderen. Neben Schuhen und Taschen gibt es Getränke und Reiseproviant. Für den kleinen Hunger zwischendurch kunterbunt eingefärbte Reiswaffeln, Trockenfleisch und – besonders ansprechend – Streifen von Büffelhaut, mit Fell. Ich frage den freundlichen Mann, ob das Hundefutter sei? Er missversteht mich zunächst und erklärt mir mit Hilfe einer Dose Energy-Drink aus dem Kühlschrank (mit Büffelemblem), dass es sich nicht um Hunde- sondern um Büffelhaut handelt. Als ich pantomimisch nochmals „Essen für Wauwau?“ spiele, verneint er und erklärt, das sei für Menschen und besonders lecker, man muss die Hautstreifen nur zerhacken und lange genug kochen. Warum auch nicht, andere Länder, andere Sitten.

Der Grenzübertritt nach Nakon Phanom gelingt rasch und reibungslos. Entgegen den Reiseberichten, die wir gelesen haben, müssen wir nicht einmal die Ausreisegebühr von zwei US-Dollar bezahlen. Der Service ist sehr zuvorkommend: Ein freundlicher Beamter fragt mich, ob ich schreiben könne? Tatsächlich stehen hier einige Uniformierte bereit, um den Leuten beim Ausfüllen der Visaantrage zu helfen. Wir kommen alleine zurecht. Der Bus ist wirklich international, er bringt uns tatsächlich nicht nur zur Grenze, sondern bis in die Stadt auf der anderen Seite des Mekong. Ich verschenke noch die letzten KIP an meinen Sitznachbarn, wir werden sie nicht mehr brauchen. Kurios: Am Zoll steht ein Glaskasten mit den abgenommenen Gegenständen. Da drin liegen doch tatsächlich drei Bongs und ein paar Schnapsflaschen. Darf ich fotografieren? Der Beamte schielt nach seinem Vorgesetzten und nickt.

Ab jetzt heißt es wieder Kop kuhn krab und Kop kuhn kaa, die Autos fahren links, die Steuer sind rechts. Uns kommt es fast so vor wie Europa, alles ist so aufgeräumt und sauber. Die Straßen erlauben ein Reisetempo von 60 und mehr Stundenkilometern! Beim Umsteigen am Fernbusbahnhof in Nakon Phanom haben wir Glück: Unser Minibus für die Weiterreise nach Muktahan steht schon parat, in fünf Minuten geht es los. Ich laufe zum Einsteigen erstmal auf die falsche Seite, was der Fahrer mit Lachen quittiert. Wir haben nicht mal Zeit für die Toilette und wieder bewährt es sich, dass wir an solchen Reisetagen möglichst wenig essen und trinken. Wie im Flug vergeht die zweistündige Fahrt zum Tagesziel, auf der laotischen Seite des Mekong hätten wir locker zwei- bis dreimal so lange gebraucht. Trotzdem sind wir ein wenig traurig, dass wir dieses wunderschöne Land schon so viel früher als geplant wieder verlassen mussten. Wegen der Überschwemmungen im Süden Laos sind wir von unserem ursprünglichen Plan abgewichen, die Four Thousand Islands zu besuchen, um von dort die Grenze zu Kambodscha zu überschreiten.

In Muktahan ist wirklich der tote Hund begraben. Endlich sind wir so weit ab vom Trampelpfad der Backpacker, dass es unterhaltsam wird. Die wenigsten Menschen hier sprechen Englisch, Schilder sind fast ausschließlich mit einem Würstlgulasch aus Thai-Buchstaben beschriftet. Die Stadt ist eine Servicewüste: Es gibt nur sehr wenige Guesthouses oder Hostels, auf der Suche nach einem verspäteten Mittagessen laufen wir einige Kilometer. Fahrrad- oder Rollerverleih: Fehlanzeige.

Immerhin ist es die erste Stadt Südostasiens, wo ansatzweise auf Barrierefreiheit geachtet wird. Die Gehsteige sind zwar zugeparkt wie überall, aber einige verfügen über gekennzeichnete Rampen. Vor dem Tempel gibt es sogar einen Rolliparkplatz. Neben dem Nationalpark in der Nähe sind für mich die größte Attraktion die Waschsalons auf dem Gehsteig.

Schließlich landen wir am hiesigen Night Market. Hier gibt es jede Menge Leckereien und eigentlich gar keine der typischen Touristenwaren. Ich probiere frittierte Reisbällchen und Frühlingsrollen (naja), Sticky Rice aus dem Bananenblatt (süß und lecker) sowie eine Art Leberkäsbratling mit viel scharfem Chili (kein Kommentar). In der Dunkelheit wird es spannend: Finden wir wieder in unser Hotel? Es liegt nämlich etwas abseits, zwischen einem größeren Brachland, einem wild zugewucherten Kanal und einer kleinen slumähnlichen Siedlung. Hoffentlich lassen uns die wilden Hunde in Ruhe. Tagsüber sind sie träge und faul, aber nachts werden sie munter und das Aggressionspotential steigt.

Zurück daheim verhandele ich noch ausgiebig mit der Wirtin. Mit Händen und Füßen gebe ich ihr zu verstehen, dass wir den Phu Pha Nationalpark besuchen wollen und dazu ein Songthaew, ein Moped oder Fahrräder brauchen. Leider kann sie mir nicht verständlich machen, wo man die Sammeltaxis findet. Fahrräder oder einen Roller kann sie erst am Montag besorgen, morgen ist Sonntag.

Ubong Ratchathani, 16.09.2019, 13:50