Pünktlich ist sie, die indonesische Eisenbahn. Auf die Minute. Dafür werden die Passagiere unterwegs fast tiefgefroren. Wir überstehen die kurze fünfstündige Reise dennoch. Surabaya, eine riesige, aber reizlose Industriestadt, soll uns nur als Zwischenstopp dienen. Wir kommen spätabends an, von hier geht morgen unser Flug weiter.
Per Taxi brauchen wir auch hier zum Hotel doppelt so lange wie geplant, Indonesien ist generell vom Verkehrsinfarkt bedroht. Endlich am Hotel angekommen müssen wir feststellen, dass dieses ausgebucht ist. Nun haben wir eindeutig den Tiefpunkt für heute erreicht. Es ist inzwischen 23.30 Uhr, wir sind müde, durstig und entnervt, das Taxi ist weg, mein strapazierter Bauch schmerzt und nach zwei Tagen ohne Essen fühle ich mich nicht besonders kräftig. Wir stehen erstmal ein wenig verdattert im Dunkeln. Es ist inzwischen fast Mitternacht , das Taxi längst weg. Vor uns eine Mopedwerkstatt, wo ein paar Jugendliche im Licht ihrer Mobiltelefone an ihren Rollern schrauben, daneben ein brennender Müllberg, hinter uns eine sechsspurige Schnellstraße. Per Handyapp suchen wir die Umgebung nach anderen Hotels ab; das erste ist sehr teuer und hat nur noch Zimmer im dritten Stock – ohne Lift traue ich mir das mit dem schweren Gepäck nach den zwei Fiebertagen nicht zu. Das nächste vermuten wir auf der anderen Seite der Stadtautobahn. Also Augen auf und durch: Schauen, sprinten, auf den sehr sportlich dimensionierten Bordstein klettern, kurz ausschnaufen auf dem Mittelstreifen, nochmal schauen, sprinten, Bordsteinklettern, geschafft. Zum Glück gibt es hier keine Leitplanken. Das Hotel hätten wir trotzdem beinahe nicht gefunden, weil der Eingang genauso unbeleuchtet ist wie die Straße: Eine Frau zeigt uns den richtigen Weg. Wo die Unbekannte plötzlich mitten in der Nacht hergekommen war, ist mir ein Rätsel. Jedenfalls stehen wir kurz darauf endlich in der Lobby. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein Dormitory handelt. Egal, wir würden auch eine Höhle nehmen. Der Schlafsaal duftet nach Kakerlakengift und hat 30 Ein- und Zweibettkojen aus Pressspanplatten mit jeweils einem Springrollo davor. Vor jeder Bettnische stehen Flipflops und Sandalen, aus jedem der Abteile dringen die unterschiedlichsten Schlafgeräusche. Egal, wir wollen nur ein wenig ruhen. Doch auch das ist kaum möglich. Ab drei Uhr beginnen die Ersten aufzustehen und erzeugen dabei die ganze Vielfalt körper- und kulturbedingter Geräusche.
Mordgedanken! Irgendein Idiot hat hier seinen piepsigen Wecker aktiviert und schläft trotzdem friedlich weiter. Es ist 3.45 Uhr. Ich überlege, ob ich aufstehen soll, um ihn bzw. den Wecker auszuschalten, oder doch lieber versuche, das lästige Geräusch zu ignorieren. Endlich endet der Alarm. Ich döse ein. Zehn Minuten später geht es wieder los. Das darf doch nicht sein! Drei Weckeralarme von jeweils unendlicher Länge erlebe ich noch mit, dann ist die Nacht zu Ende – oder bin ich doch noch eingeschlafen?
Die Nacht ist vorbei, das Drama noch nicht: Der Fahrer des Dorms, der uns zum Flughafen bringen sollte, setzt uns am falschen Terminal ab, jetzt wird es knapp. Mit einem anderen Taxi müssen wir nochmal 12 Kilometer durch die schönste Rushhour. Letzten Endes haben wir es geschafft, aber entspannt war die Tour nicht. Dafür haben wir jetzt wieder ein echtes Traumziel vor uns: Lombok.
Surabaya, 17.10.2019
Hallo Ihr Lieben,
während Jochen körperlich fiebert, fiebern wir auf der Couch mit. Geht es denn besser? Habe Ihr Euer Schlafdefizit ausgeglichen?
Christin und Roland
Hallo ihr Lieben! Danke fürs Mitfiebern, inzwischen ist alles wieder super gut, ein bisschen abgenommen habe ich auch – das schadet nie 🙂
Wir sind jetzt in Lombok, der Insel der Traumstrände und genießen das Leben. Hoffen, dass es euch so gut geht wie uns!
Liebe Grüße Andrea und Jo