Negombo und Abschied von Sri Lanka

Menschen mit Beeinträchtigungen, Elend und Abschied

In Sri Lanka haben wir nur wenige Bettler und Obdachlose gesehen. Einmal sind wir an einem Heim für Kinder mit „special needs“ vorbei gekommen. Ob diese Menschen eher versteckt werden, kann ich nicht beurteilen. Ein einziges Kind im Rollstuhl fiel uns bei einem Tempelbesuch auf, einen Mann im E-Rolli sahen wir in einem Straßencafe. Die Situation von Menschen mit Behinderung in Sri Lanka ist scheinbar immer noch recht schwierig. Bürgerkriege, Völkerwanderungen, Rückführungen, Relokalisierung, gepaart mit Tsunamis, Zyklonen, Dürren und Überschwemmungen haben eine ohnehin fragile Gesellschaft weiter geschwächt. Menschen mit Behinderung zählen stets zu den meist betroffenen Opfern. Im Straßenbild bemerkt man immer wieder Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, besonders im Norden, Jaffna und im Osten habe ich Männer mit nur einem Bein oder nur einem Arm gesehen. Landminen liegen immer noch in weiten Teilen der vormals im Bürgerkrieg umkämpften Gebiete und fordern bis heute Opfer. In Trincomalee fiel mir ein einarmiger Fischer auf. In Negombo lebt am Lewis Place, nahe unserer Unterkunft ein gelähmter Mann auf der Straße. Er bewegt sich mit einer Art Rollstuhl mit Reifen, wie ein Fahrrad sie hat. Im Vorbeigehen sehe ich, wie er sich von seinem Sitz herunter lässt zum Bordstein, um sich zu erleichtern. Wenige Schritte weiter liegt ein Paar in der Einfahrt eines Geschäfts. Offenbar stehen sie unter Drogen, ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand sonst hier in der Gluthitze auf dem Gehsteig liegen und schlafen kann. Später laufen wir am Strand entlang. Da, wo gestern noch die Fischer in der kleinen Hütte schliefen, stehen heute drei Polizisten und vernehmen Zeugen. Wir erfahren, dass der Mann, der zu ihren Füßen liegt, in der Nacht verstorben sei. Ich erinnere mich genau, dass ich ihn gestern noch an dieser Stelle gesehen habe. Das Elend ist tatsächlich auch im Paradies zu Hause.

Für uns enden nun drei Wochen auf der Insel, das nächste Kapitel heißt Thailand. Auch dort waren wir schon, nun nehmen wir uns ein paar andere Ecken vor, die wir noch nicht kennen.

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